Volltext: Wahlverhalten und Wahlmotive im Fürstentum Liechtenstein

Parteien und Parteiensystem ohne Auseinandersetzung wie das Beispiel der AHV zeigt,232 die Kon­ kordanzmechanismen bei der Besetzung von Amtern und Mandaten und der Verteilung von Aufträgen durch. Politische Kultur Die weltanschauliche Homogenität und der soziale Konformitätsdruck sind wesentliche Ursachen für das Fehlen einer politischen Streitkultur in Liechtenstein, wie es bereits von 
Waschkuhn kritisch angemerkt wurde.233 
Kellenherger hat in seiner Elitenbefragung zwei Probleme ent­ deckt, welche die Diskursfähigkeit behindern: «der Hang zur Selbst­ zensur und ein gelegentlich repressives Klima.»234 Da neu entstehende Parteien auch als manifeste Kritik an den bestehenden Verhältnissen und den bereits existierenden Parteien interpretiert werden können, wirkt sich eine eingeschränkte Streitkultur auch negativ auf die Gründung von Parteien aus. Medienkontrolle Wenn wir uns die enge Verflechtung zwischen den Medien und den bei­ den dominanten Volksparteien in Liechtenstein vor Augen halten, wird daraus bereits deutlich, dass neue Parteien grosse Schwierigkeiten haben, sich öffentlich zu präsentieren. Während sich die VU und die FBPL auf «2 Siehe Kap. 2.3.3. S. 90. 233 Vgl. Waschkuhn 1990: 31 ff. Zum Versuch einer begrifflichen Bestimmung von «Streit­ kultur» und «politischer Kultur» vgl. Sarcinelli 1990: 30 ff. Demokratische Streitkultur wird als Element der politischen Kultur verstanden, die wiederum in Anlehnung an Almond/Verba (1989, 1. Orig.-Ausg. 1963) als Gesamtheit aller politisch relevanten Meinungen («beliefs»), Einstellungen («attitudes») und Werte («values») der Mitglieder einer konkret abgrenzbaren sozialen und politischen Einheit verstanden wird. Demo­ kratische Streitkultur wird von Sarcinelli nicht präzis gefasst. Er deutet aber an, dass bestimmte Regeln, zivilisierte Umgangsformen und kultivierte Verhaltensstile gemeint sein könnten. Neben der qualitativen Seite müsste aber m. E. auch die quantitative Seite der Thematisierung und Nicht-Thematisierung in einer Begriffsdefinition eingeschlos­ sen sein. Für Oberreuter (1990: 82) ist der Begriff «Streitkultur» ebenfalls schwammig, und er meint, dass Streitkultur ähnliche Inhalte, wie früher der aus der Mode gekom­ mene Begriff des «politischen Stils» abdeckt. Fruchtbare Kriterien für die Eingrenzung des Begriffs findet er in der Plursalismustheorie: 1. Offenheit; 2. Grenzen; 3. Verfah­ renskonsens; 4. Meinungskonkurrenz; 5. Unterbindung von Absolutheitsansprüchen; 6. Mindeststandard an rationaler Argumentation. 231 Kellenherger 1996: 333. 103
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.