i4
und mit Unterstützung des bereits erwähnten B. Eschenlohr
aus Innsbruck in umfassender Weise das Land zu bereisen und
die Erschließung seiner Pflanzenschätze (zunächst für sein Her-
barium florae austriacae) anzubahnen. Ueber den Geist und
den Plan dieser Aktion, ihren ersten Verlauf und die damalige
Beurteilung der Verhältnisse gibt uns eine Correspondenz
Hilsenbergs d.d. Sölden, 24. Juni 1820 (1) einen so interessanten
Aufschluß, daß wir nicht umhin können, dieselbe hier wieder-
zugeben:
„Es ist wohl keinem Zweifel unterworfen, daß in bota-
nischer Hinsicht für Tyrol unter allen europäischen Ländern
fast am allerwenigsten gethan worden [folgen Bemerkungen
über Laicharding, Schöpfer, Wulfen, Hoppe, Rauschenfels, Geb-
hard, Sternberg, Matthioli, Va@na]. Allein bei allen diesen
Vorarbeiten, wurde wie mich deucht, viel zu wenig auf den
großen und mächtigen Gebürgsstock, welcher die Flüsse, der
Inn, die Etsch und Eisack umschließen, Rücksicht genommen. . .“
„Daß Tyrol so wenig das Interesse der Botaniker nicht
schon längst [sic!] an sich gezogen hat, ist billig zu verwundern,
da es kein Land in Europa giebt, in welchem die höchsten
Gebürge mit ewigem Eise, deren Umkreis über 50 Stunden
beträgt, und ein wahres Eismeer darstellt, zugleich mit den
angenehmsten Gefilden Italiens anzutreffen wären, Vom Ortles
sieht man auf die Gegend des Gardasees herab, wo Oelbäume,
Zitronen-, Orangenbäume und andere Gewächse einer milden
Zone gedeihen. Daß bei dieser Abwechslung und Mannigfaltig-
keit des Clima auch die Flora von Tyrol sehr reichhaltig seyn
werde, ist eben so wenig zu bezweifeln, als daß es der Mühe
lohnen werde, dieses interessante, noch völlig unbekannte Land
— eine wahre terra incognita — kennen zu lernen und zu
bereisen.“
„Herr Sieber hat sich daher entschlossen, dieses Jahr
alle Thäler zu durchstreifen, im Sommer die Höhen zu be-
steigen, und das Land und seine Produkte in jeder Hinsicht
kennen zu lernen. In der That sind wir auch bereits vom
Mai bis jetzt in den meisten Thälern Tyrols gewesen, und
haben selbst einen Streifzug nach dem Lago di Garda und
dem Monte Baldo gemacht“.