38
1) Französischer Angriff am 6. März 1799.
Bei Azmoos setzte Massena über den Rhein nach der Luzi-
steig, indem er zugleich, um Hotze zu hindern, von Feldkirch aus
Auffenberg Hülfe zu leisten, einen Angriff auf Feldkirch und, um
Auffenberg zu täuschen, von Ragaz aus Scheinangriffe auf Mayen-
feld machen liess. Seine Versuche, den Rhein bei Ragaz zu durch-
furchen, waren vergeblich. Dagegen war die Brücke bei Azmoos
zu Stande gekommen und marschirte nun Massena mit der Brigade
Lorges auch üher diese Brücke. Der Marsch über dieselbe hielt
aber geraume Zeit auf und erst Nachmittags 3 Uhr konnte Massena
vor der Steig erscheinen. Kr beschloss, sich dieses Punktes um
jeden Preis zu bemeistern, da er ohne seinen Besitz in dem engen
Thale, mit einer so elenden Brücke hinter sich und in seinen
Kräften getren”-. nicht bleiben konnte. Von Balzers aus liess
Massena, um die Schanze zu umgehen, eine Abtheilung den Fläscher-
berg ersteigen und eine andere den Falknis (bei Guscha) hinauf-
klettern, während er selbst die Schanze in der Front bestürmte.
Diese wurde von einem Bataillon und 5 Kanonen 4 Stunden
lang, bis die Franzosen von den Höhen herab den Oestreichern in
den Rücken des Hornwerks fielen, vertheidigt. Nach blutigem
Kampfe wurde ein Theil der Besatzung, 400 Mann, gefangen ge-
nommen, während 800 gefallen waren und der Rest mit Zurück-
lassung der Geschütze sich eilends zurückzog. —- Nach einigen
Scharmützeln an der Landquart rückte Massena mit verstärkter
Macht auf Chur, wo er Auffenberg mit dem grössten Theil seiner
Truppen gefangen nahm.
Am gleichen Tage war General Demont von Ragaz über den
Kunkels siegreich nach Reichenau, Loison über die Oberalp nach
Disentis, Lecourbe von Bellinzona in’s Misox vorgegangen, und so
waren die Oestreicher auf der ganzen Linie gesprengt, geschlagen
und balı ganz aus Graubünden geworfen, so dass die Bünde nun-
mehr den Anschluss an Helvetien beschlossen,
Inzwischen war durch einen grossen Sieg, welchen Erzherzog
Karl'am 25. März bei Stockach über den französischen General
Jourdan errang, im Kriegsglück eine Wendung eingetreten, so dass
die Oestreicher sich ermuthigt sahen, gleichzeitig im Unterengadin
und an der Luzisteig wieder anzugreifen.