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Die Luzisteig
zur Zeit des spanischen Erbfolgekrieges
1701—1713.
„Während früher das mit Spanien verbundene Oestreich eine
Gefahr für Europa war, bedrohte nun das mit Spanien verbundene
Frankreich das Gleichgewicht und die Freiheit der europäischen
Staaten. Ludwig X:V. hatte die Kurfürsten von Bayern und Köln
für sich ©&wonnen, während das übrige deutsche Reich zum Kaiser
hielt. ©) mussten denn wieder die Bündner Pässe zur Verbindung,
sei es der bairisch-französischen Armee mit der französischen der
Lombardeı, sei es der kaiserlichen in Deutschland mit der öst-
reichischen in Italien, von Wichtigkeit werden.“ (Pl. S. 366.)
Die IIL Bünde erklärten sich aber den entgegengesetzten Zu-
muthungen gegenüber neutral und trafen kriegerische Zurüstungen ;
ein engeres Bündnis mit den 13 Ständen der Eidgenossenschaft
scheiterte am Widerstand der katholischen Orte, hingegen beschloss
auch die "omsatzung Neutralität.
„Tv 5öetreichische Regierung, welche die bündnerische Neutra-
lität nicht, anerkennen wollte, war in grosser Besorgnis, die Baiern
möchten üher die Bündner Pässe den Franzosen in der Lombardei
zu Hülfe eilen und drohte sogar den Bünden, wenn sie ihre Pässe
nicht genügend schützten (wozu ihnen Oestreich allfällig behülflich
sein wolle) und in Folge dessen ein Einfall erfolge, so würde man
dies als casus belli gegenüber Oestreich betrachten.
Wirklich sammelten sich im Jahr 1703 bairisch-französische
Truppen am Rodensee, was die Bünde veranlasste, unter Anleitung
des Zürcher Ingenieurs Werdmüller auf der Luzisteig für 19,000 fi.
kostspielige Festungswerke aufzuführen.“ (Pl. S. 366:) Aus dieser
Zeit stammt noch das untere Thor, als ältestes Stück der jetzigen
Festung.
Maximilian von Baiern erklärte aber, die bündnerische Neu-
tralität achten zu wollen und nahm den Weg über Tyrol und den
Brenner, wo er mit seinen Truppen jedoch beinahe vernichtet
wurde.
Im Jahre 1707 trat der Kaiser mit dem sehr nachdrücklichen
Begehren um Bewilligung des Truppendurchmarsches vor die