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lieferung ihrer Waffen und Feldzeichen und versammelte sie in
Klosters, um sie auf den Knieen um Verzeihung bitten und geloben
zu lassen, endlich nicht nur allen Bündnissen, namentlich auch
demjenigen mit den beiden andern rätischen Bünden, mit den Eid-
genossen und Frankreich zu entsagen, sondern auch dem Erzherzog
und dem Ööstreichischen Hause als Unterthanen zu huldigen und
Gehorsam zu leisten. Ihre Waffen wurden vorerst in die Burg
Castels und sodann in die Veste Gutenberg bei Balzers, also über
die Steig, geschafft, deren Festungswerke bei diesem Zuge zerstört
worden zu sein scheinen.
Am 1%. November besetzte nämlich Brion, wieder aus dem
Montafun kommend, die Herrschaft Mayenfeld, da diese ihm als
Verbindung des Vorarlberg mit dem Prätigau diente, obschon dem
Hause Oestreich seit dem Jahre 1509 in derselben keinerlei Rechte
mehr zustanden. Hier mussten die Waffen in das Schloss Mayen-
feld abgeliefert werden, welches nun von den Oestreichern stark
befestigt wurde, damit es wie die Veste Gutenberg von Norden
her, von der Südseite den Pass versperren könne. Zuletzt wurde
der Uebergang über die Luzisteig selbst gefordert und durch die
III Bünde bewilligt. In solcher Weise war der Schlüssel zum
Lande dem Feinde in die Hand gefallen. (3. M. v. Kn.)
Das Zürcher Regiment Steiner war im Hinblick auf die Un-
einigkeit der Bündner schon am 5. November heimberufen worden.
„Am 2_. Movember zog Baldiron mit R. Planta in Chur ein.
Von hier begaben sich diese mit Hinterlassung starker Besatzungen
in Chur, - ayenfeld, Jenins, Malans, Schiers, Castels, Klosters in
das Engadin. So war denn der rätische Freistaat fast ganz in
fremder Gewalt und musste in Mailand mit dem Erzherzog Leopold
einen entwürdigenden Vertrag schliessen, nach welchem u. A. der
Erzherzog in Chur und in Mayenfeld wenigstens 12 Jahre lang
auf seine „‚osten eine RPesatzung halten durfte. Die Bündner
mussten erfahren, dass sie kein freies Land mehr bewohnten. Auch
die Pässe. um welche so heftig gestritten worden und auf deren
Besitz das Bündner Volk so eifersüchtig gewesen, waren nicht
mehr sein Eigenthum, sondern wurden von den Siegern unum-
schränkt für ihre Kriegszwecke benützt.“ 1. SS. 294—97.)
Dieser traurige Zustand dauerte gottlob nicht lange. Als am
21. April 16_2, somit ein halbes Jahr nach der Unterwerfung im
Oktober 1621, Baldiron mit militärischer Begleitung wieder im
Prätigau erschien und bekannt machte, dass die Prädikanten so-