Goethe — Götsch 4
fand ich da, sondern Wachsthum der alten verändert; wenn in der tie-
fern Gegend Zweige und Stengel stärker und mastiger waren, die Augen
näher an einander standen, und die Blätter breit waren, so wurden höher
ins Gebirg hinauf Zweige und Stengel zarter, die Augen rückten aus-
einander, so dass von Knoten zu Knoten ein grösserer Zwischenraum statt-
fand und die Blätter sich lanzenförmiger bildeten. Ich bemerkte dies bei
einer Weide und einer Gentiana und überzeugte mich, dass es nicht etwa
verschiedene Arten‘ wären ....«.
20 (oberhalb Sterzing): »Einige Mühlen zwischen uralten Fichten über
dem schäumenden Strom waren völlige Everdingen«<. — (Zwischen Koll-
mann und Deutschen): >Mit Tagesanbruch erblickte ich die ersten Reb-
hügel. Eine Frau mit Birnen und Pfirschen begegnete mir.« — (Vor
Bozen): »Die Hügel am Fusse der Berge sind mit Wein bebaut, Ueber
lange, niedrige Lauben sind die Stöcke gezogen, die blauen Trauben hän-
gen gar zierlich von der Decke herunter und reifen an der Wärme des
nahen Bodens. Auch in der Fläche des Thals, wo sonst nur Wiesen sind,
wird der Wein in solchen ‚eng an einander stehenden Reihen von Lauben
gebaut, dazwischen das türkische Korn, das nun immer höhere Stengel treibt.
Ich babe es oft zu zehn Fuss hoch gesehen. Die zaselige, männliche
Blüte ist noch nicht abgeschnitten, wie es geschieht, wenn ‚die Befruch-
tung eine Zeit lang vorbei ist.«
22 (zwischen Bozen und Trient): »Auf dem Lande nah am Fluss, die
Hügel hinauf, ist alles so enge an und in einander gepflanzt, dass man
denkt, es müsse eins das andere ersticken. — Weingeländer, Mais, Maul-
beerbäume, Aepfel, Birnen, Quitten und Nüsse. Ueber Mauern wirft sich
der Attig lebhaft herüber. Epheu wächst in starken Stämmen die Felsen
hinauf, und verbreitet sich weiter über sie ...,.«.
25 (zwischen. Trient und. Rovereto): »Wohl eine Meile weit fährt man
zwischen Mauern, über welche sich Traubengeländer sehen lassen; andere
Mauern, die nicht hoch genug sind, hat man mit Steinen, Dornen und
sonst zu erhöhen gesucht, um das Abrupfen der Trauben den Vorbei-
gehenden zu wehren. TViele Besitzer bespritzen die vordersten Reihen mit
Kalk, der die Trauben ungeniessbar macht, dem Wein aber nichts schadet,
weil die Gährung alles wieder heraustreibt . . .<.
26: »Nach fünfen fuhr ich von Roveredo fort, ein Seitenthal hinauf,
das seine Wasser noch in die Etsch giesst.... Die Feigenbäume hatten
mich schon den Weg herauf häufig begleitet, und indem ich in das Fels-
Amphitheater hinabstieg, fand ich die ersten Oelbäume voller Oliven. Hier
traf ich auch zum ersten mal die weissen kleinen‘ Feigen, als gemeine
Frucht, welche mir die. Gräfin. Lanthieri verheissen hatte... .«.
p: 28 (bei Torbole) : » Mein eigentlich Wohlleben aber ist in Früchten, in Feigen,
auch Birnen, welche da wohl köstlich seyn müssen, wo schon Citronen
wachsen. «
Vergl. auch p. 38.
Götsch*) Georg, Chirurg in Schnals.
1. Das Leben der Gletscher und Andeutungen über die naturwis-
senschaftliche Ausbeute des Oetzthaler-Gebirgsstockes, sowie
raktische Rathschläge für Gletscher-Reisende, die verschiedenen
eiceicuren und Wegweiser durch das Oetz- und Schnalserthal,
— "\ Botanisierte nach einer Notiz in der Meraner Zeitung 1878 Nr. 28 p. 3
durch 25 Jahre in jenem Thale.