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von Rechtswegen) nur mit Berücksichtigung der allfälligen
Weid- und Holzrechte benachbarter « Purschaften » — neuen
Ansiedlern überlassen werden. Wirklich hatten auch schon
die: fränkischen ‚Könige über unkultivirten Boden in der
Weise verfügt, dass sie Was neue Ansiedler anbauten den-
selben zu freiem Eigen (jedoch mit Vorbehalt des ihnen
zu leistenden Kriegsdienstes) überliessen. ‘)
Dieser an die: Rheinwalder ausgestellte Schirmbrief ist
nicht nur der älteste bekannte derartige Akt, sondern
scheint auch, nebst dem bald darauf an die Davoser Ko-
Jonisten ausgestellten, auch für die unterrätischen Herr-
schaften die Grundlage des sogen. «Walserrechtes» ge-
bildet zu haben, welches freilich nur da, wo Sich eigene
Walsergemeinden bildeten, in seinem ganzen Umfange, zur
Anwendung kommen konnte.
Als solche freie Walsergemeinden sind urkundlich,
ausser dem Rheinwald, in Curwalhen?) nachweisbar:
Davos. Inner-Belfort, Safien (yon welchen ich be-
sonders handeln werde), Damüls?), Valentschina (das
gr. Walserthal)‘), Laterns®).
1) So schrieb Ludwig d. Fr. zu Gunsten der in das fränkische
Reich flüchtenden Hispanier vor «ut... hoc quod ipsi cum suis ho-
minibus de deserto excoluerunt, per nostram concessionem habeant »
und «qui.. loca deserta occupaverunt quicquid de inculto excolue-
runt absque ullius inquietudine possideant, tam illi quam illorum
posterioritas, ita duntaxat‘ ut servitium nostrum ... pro modo posses-
sionis. quam quisque-tenet, facere debeat » (Ludocici Pii preceptum
II pro Hispanis, qui in regno Francorum manebant).
?) Eine freie Walsergemeinde bildete auch das nicht mehr cur-
rätische sogen. «kleine Walserthal>», das aber im Jahr 1453 sich
dem Herzog Sigmund unterwarf (Bergmann, die freien Walser,
S. 66).
3) Urk. v. 1382 und 1390 (Bergmann, Vorarlberger Herrsch.
n. 42 und 47).
4) Dieses bewahrte seine gemeindliche Selbständigkeit, bis €
im Jahr 1526 sich freiwillig dem Grafen Rudolf von Sulz, als‘ Her
von Vaduz und Blumenegg, unterwarf (Bergmann. die fr. Walser,
S. 38. Merkle, Vorarlb. Il., S. 72).
5) Urk. v. 1313 (Bergmann, Beitr., S. 100).