Vietor von Cur im Jahr 831 von König Ludwig dem
Frommen. !)
In demselben wird ausdrücklich erklärt, dass des Bis-
thums Pesitzungen (possessiones), und zwar auch die
künftigen, von der Gerichtsbarkeit des Grafen (sowie an-
derer Staatsbeamten) frei sein sollen und der Graf auch
nicht berechtigt sein soll, in denselben Friedensgelder
oder königliche Grundsteuern oder sonstige öffentliche Kon-
tributionen und Dienste oder Bürgschaft für das Er-
scheinen vor seinem Gericht zu fordern.
Obwohl hiedurch eine genaue Ausscheidung der bischöf-
lichen und der gräflichen Kompetenzen nicht gegeben ist,
so scheint doch daraus hervorzugehen, dass die Gotte;s-
hausleute, d. h. die bischöflichen Eigen- und Lehens-
leute, als solche, so weit sie nicht Dritte (Nichtgotteshaus-
leute) belangen wollten, ganz der gräflichen Zivilge-
richtsbarkeit entrückt sein sollten, da der Graf ja keine
Macht hatte, sie zum Erscheinen vor seinem Gerichte zu
zwingen. Das Nämliche könnte man nach dem Wortlaut
des Divloms in strafrechtlicher Beziehung annehmen,
da ja der Graf selbst die hohen (für schwere Vergehen er-
kannten) Bussen, wovon dem König zur Sühne des Frie-
densbruches (als Friedensgeld, fredum) zwei Drittheile ge-
1) Planta, d. alte Rätien, Beil. IX, und Mohr, Cod. I, n. 20:
<... ut nullus iudex publicus vel quislibet et iudiciaria potestate
in ecclesias äaut-loca_vel agros seu reliquas possessiones .... ad causas
ijudiciario more audiendas vel freda ‚aut tributa exigenda aut man-
siones vel paratas faciendas aut fideiussores tollendos aut homines
ipsius ecclesiae super terram ipsius commanentes iniuste distringendo
aut ullas redibitiones aut inlicitas occasiones requirendas ullis tem-
poribus ingredi audeat vel ea quae super memorata sunt penitus exi-
gere presumat sed liceat memorato presuli suisque successoribus res
praedietae ecclesiae cum omnibus ad eas iuste pertinentibus vel aspi-
cientibus remota totius iudiciariae potestatis inquietudine tenere et
possidere. »
AA