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Aber auch die Grafen von Werdenberg - Heiligenberg)
scheinen ihre Schirmvogtei missbraucht zu haben; wenig-
stens klagte im Jahr 1327 das Kloster, dass sie ihm gewalt.
sam Lehen vorenthalten.‘) Endlich aber, im Jahr 1401)
verkauften sie ihre Schirmvogtei (die somit bereits als ihr
persönliches Eigenthum betrachtet wurde) dem Kloster
und der Gerichtsgemeinde Disentis?) und im Jahr
1408 bestätigte König Rupert diesen Verkauf mit dem Bei-
fügen, dass dem Kloster fortan freistehen soll, in seinen}
oder «in des Reiches » Namen einen Schirmvogt nach seiner
Wahl sich zu bestellen und ihn auch nach seinem Belieben)
zu entlassen. ?)
Es wurde indess kein neuer Schirmvogt für Disentif
mehr bestellt; vielmehr machte sich die Gerichtsge“
meinde Disentis fortan in ausgedehntem Mass als sol
chen geltend, indem sie dem Kloster in der Folge sogiß
einen Verwalter setzte,‘) wichtigen Rechtsgeschäften ihre
Genehmigung ertheilte,°) ein Einsprachsrecht gegen dit
Aufnahme von Konventualen sich zuschrieb®) und sogar all
der Abtwahl sich betheiligte. 7)
Bemerkenswerth in der Geschichte der Disentiser Schiri
vogtei ist, dass dieselbe im Jahr 1326, also zu einer Zeit)
als sie im Besitze der Grafen von Werdenberg-Heiligenberg
') Synopsis amnal. Disert., fo. 16. Diese Chronik fügt bei
dass dieselben sich endlich gutwillig zu Erstattung des Hofes Brigelt
und der Veste Friedberg herbei liessen.
?) Mohr, Reg. v. Dis., n. 150.
3) Mohr, Reg. v. Dis., n. 162,
*‘) Man nannte ihn «praefectus aulae abbatis». Synopsis a®
nal. Dis., fo. 35 (ad a. 1522).
5) So im Jahr 1539 bei Vertauschung des Schlosses Jörgenbeig
an ein Mayensäss (Mohr, Reg. v. Dis., n. 296).
$) Sa im Jahr 1477 (Mohr, Reg.. v. Dis., n. 217).
7) So wenigstens zur Zeit als Sprecher seine Pallas Rhaet
chrieb (1617).
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