niedere Strafjudikatur (über Frevel) und die Civiljud}
katur über Forderungssachen (« Geldschulden ») und Fahr
niss; denn ‚was ‚diejenige über Liegendes («Erb') um
Eigen ») betrifft, so konnte solches, wie wir wissen, nur a
dem Ragazer Maiding berechtet werden.
Dem Vogt verblieb somit, ausser der Leitung dies@
Maigerichtes, das Jahr hindurch nur. das Blutgericht,
Dass das Kloster Pfävers auch einen Vizdum —z
nächst allerdings nur für die Verwaltung der Gefälle +
hatte, erhellt übrigens aus spätern Urkunden. ?)
Bemerkenswerth ist in dieser Urkunde das Vorkomme
von «Sewrermannen», welche von beiden streitende
Theilen als Zeugen sollen angerufen werden können, und
zwar werden sie als solche bezeichnet, die «über Eiger
und über Lehen sprechen mögen und sollen» und dene}
weder ur Abt noch der Vogt «gebieten mag, dass Seil
Hand die dritte sei.»*%) Demnach sind unter diesen « Semper
mannen» ohne Zweifel Gemeinfreie oder wenigsten
Mittelfreie (d. h. nur theilweise in Leibeigenschaft ge
rathene Freie) zu verstehen‘) und man darf hieraus de
waltig wesen, diu ain maier und ain viztum von alter her hat gehi
alder (oder) ze rechte haben sol». |
1) Unter «Erb» in Verbindung mit «Eigen» oder « Liegenden|
oder «Urbar» versteht man ererbte Lehensgüter, wie dies u.4
aus einer Pfäverser Urk. v. 1300 (Wegelin, Reg. n. 114) unzwei
deutig erhellt, in welcher Hartmann der Meyer von Windegg vo
Gütern spricht, welche «ein recht erbe von dem Gozhus z
Einsideln sind».
?) Verschreibung v. 1329 (im st. gallischen Stiftsarchiv
wonach derselbe «den Schenkwin uftun» sollte. j
3\ Ich beziehe dies auf den Beweis durch Eideshelfer, w
nach der Leibherr den Leibeigenen hätte anhalten können, als Dritte
mitzuschwören.
4) Der Catalog ‚v. Bischof Flugi (©. 31) unterscheidet zwischet
«Freien, Eigenen, Semperleuten und Hofleuten.» — Zufolge der 0f
nung von Glurns durften auch nur «Freie» als « Eidschwörer’
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