Osterreichisch - Ungarische Monarchie.
fabrikation beschäftigt viele Menschen in den böhmischen Bezirken Schlu>enau und
Rumburg.
Lederindustrie. Die Gerberei ist in der Monarchie einer der ältesten und
am weitesten verbreiteten Industriezweige ; sie liefert Artikel, welche den besten aus-
ländischen Erzeugnissen würdig an die Seite gestellt werden können, genügt aber in
ihren Produktionsmengen nicht dem einheimischen Bedarfe. Sie ist am bedeutendsten
in Niederösterreich, Böhmen, Mähren, Oberösterreich und Ungarn. Die Erzeugung
von Schuhwaren ist exportfähig und wird in Wien, Prag, Brünn, an mehreren
anderen Orten Böhmens und Mährens, sowie Steiermarks, auch in Budapest fabrik-
mäßig betrieben. Jn Handschuhwaren nimmt die Fabrikation in Wien und Prag
einen hohen Rang ein. Ebenso haben die Taschner- und Ledergalanteriewaren
Wiens einen ehrenvollen Ruf auf dem Weltmarkte errungen. = Auswärt. Handel
in Tausenden von 9:
. Einfuhr Ausfuhr
Settenjiände 1888 1889 1890 1891 1888 1889 1580 1607.
Ceder: 1:5 50,7 50,8 44,6 52,1 8,4 9,7 10,9 10,8
Lederwaaren . 2,9 3,3 3,0 3,2 22,6 22,0 19,2 23,5
Handschuhe - 0,09 0,09 0,07 0,09 3,4 41 4,0 5,6
Seidenindustrie. Osterreich produzierte in Südtirol und Görz im Jahre
1888 142,000 %k9 Rohseide und besißt für die Verspinnung 45,700 Feinspindeln
(27,400 in Südtirol, 17,100 in der Grafschaft Görz und 1200 in Vorarlberg),
wozu no< 7700 Zwirnspindeln kommen. Die Erzeugung von Seiden- und Samt-
waren beschäftigt im ganzen Staatsgebiete 107 Unternehmungen mit c. 7000 Hand-
und 2500 mechanischen Webstühlen; sie ist größtenteils in Händen von Firmen in
Wien, obschon deren Arbeitsstätten zumeist auf das flache Land Niederösterreichs,
nach Mähren und Böhmen verlegt sind. Außerdem bestehen Seidenwebereien in
Tirol, Vorarlberg und Sclesien. =- In Ungarn, wo die Seidenzucht in der lehten
Zeit in höchst rascher Steigerung begriffen ist, indem sich mit ihr anfangs 1890
51,122 Familien (gegen 100 im Jahre 1879) beschäftigten, kann die Produktion von
Rohseide auf jährlich 40,000 xg9 geschäßt werden. Seidenspinnexeien giebt es zu
Szegszärd, Pancsova und Neusaß mit c. 400 Spindeln. =- Auswärtiger Handel
in Tausenden von 9:
. Einfuhr Ausfuhr
Gegenstände 1888 1889 1890 1891 1888 1889 1890 1871
Rohe 1. filierte Seide, Seidenabfälle 12,7 14,9 164 16,9 12,3 134 13,0 13/7
Seidenwaaren . . . 2,5. 3,0.....29 . 3,2.1.03.. 5022054 5,9
Schafwollindustrie. In Osterreich ist die Verarbeitung von Schafwolle
eine der ältesten und hervorragendsten Zweige der Industrie, welche im Jahre 1885
über 2000 Gewerbe und in der fabrikmäßigen Spinnerei und Weberei 707 Etablis-
sements mit 58,500 Arbeitern beschäftigte. Die Streichgarnindustrie (mechanische
Spinnerei, Tuchmanufaktur, Fabrikation von Modestoffen) hat in Mähren (vorzüg-
lich in Brünn und Umgebung), in Böhmen (hauptsächlich im Reichenberger Handel3-
kammerbezirke), in Schlesien (besonders zu Bieliz und Jägerndorf). und in der
galizischen Stadt Biala einen hohen Aufschwung genommen und in ihren Leistungen
eine große Vollkommenheit erzielt. Sonst ist dieser Betrieb in Tirol, Krain, Kärnten
und Oberösterreich nennenswert. Die Kammgarnspinnerei ist auf 13 Fabriken be-
schränkt, von welchen sich 8 im nördlichen Böhmen, je 2 in Niederösterreich und
Mähren, 1 in Sclesien befinden. In Böhmen und zwar vorzüglich im Reichen-
berger Kammerbezirke und im Ascher Gebiete hat sih auch die Fabrikation der
Kammgarn- und gemischten Gewebe niedergelassen, die außerdem in Mähren, Nieder-
österreich und Westgalizien und in geringem Maße in Oberösterreich und Steier-
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