Osterreichisch - Ungarische Monarchie.
Lemberg, Krakau, Brody, Czernowiß, Zara, Spalato und Ragusa; in Budapest,
Preßburg, Odenburg, Fünfkirhen, Kaschau, Debreczin, Temesvär, Arad, Miskolcz,
Klausenburg, Kronstadt, Fiume, Agram, Essek u. Zengg.
Bei der gewerblichen Industrie waren in den im ReichsSrate vertretenen Ländern
nach dem Zensus vom 31. Dezember 1880 2,157,098 Personen (9,7 Proz.) der Be-
völkerung und in den ungarischen Ländern nach einer Aufnahme Anfang 1884
644,240 Personen (4,1 Proz.) thätig. Einschließlich der Familienglieder und Haus-
diener stieg die Anzahl der durch diesen Beruf ernährten Menschen im österreichi-
schen Staatsgebiete auf 4,710,047 (21,3 Proz. der Bevölkerung) und war dieselbe
am größten in Niederösterreich (37,1 roi), Böhmen (32,7 Proz.), Vorarlberg
(28,3 Proz.), Schlesien (27,4 Proz.), Mähren (26,8 Proz.), und Oberösterreich
(25,5 Proz.), am geringsten in Dalmatien (4,8 Proz.), Galizien (7,7 Proz.), der
Bukowina (10,2 Proz.) und in Istrien (10,6 Proz.).
Auch hinsichtlich der Entwickelungsstufe, auf welcher sich die gewerbliche Thätig-
keit befindet, unterscheiden sich die beiden Reichshälften wesentlich von einander.
Während im österreichischen Staat8gebiete der fabrikmäßige Betrieb bereits sehr aus-
gebildet ist und in vielen Artikeln mit den venommiertesten ausländischen Erzeug-
nissen zu konkurrieren vermag, beginnt er sich im ungarischen Territorium erst zu
entfalten. In diesem lekteren spielt noch heutzutage die Hausindustrie als landwirt-
schaftliche Nebenbeschäftigung eine Rolle, da bei ihr im Jahre 1884 637,859 Männer
und Frauen beschäftigt waren, von welchen wieder 545,430 auf die Webeindustrie ent-
fielen. Einschließlich der Familienglieder erhöht sich die erstgenannte Ziffer auf
962,524 Personen.
Eisenindustrie. Hinsichtlich der Produktion von raffiniertem Eisen und Stahl
weist die Entwickelung der Windfrisch- (Bessemer-) und Martinprozesse in der Mo-
narc<hie enorme Fortschritte nach, indem sich die Produktion von Flußeisen und Stahl
mittels dieser beiden Prozesse von 289,910 q im I. 1870 auf 1,342,180 q im Jahre
1880 und auf 4,996,000 q im Jahre 1890 gesteigert hat. Lebtgenannte Zahl ver-
teilt sich, wie folgt: !)
Österreich Ungarn Zusammen
Windfrischprozeß, 9 . . 1.798,640 1,078,170 2,876,810
Martinprozeß, 9. - . 1.630,120 489,070 2,119,190
Summa 3,428,760 1,567,240 4,996,000
An dieser Produktion beteiligen sich von den in Reichsrate vertretenen Ländern
Steiermark und Böhmen, ferner Niederösterreich, Nordmähren, Kärnten, Schle-
sien und in geringer Quantität Oberösterreich. Dieselben Länder sind in Osterreich
auch beachten5werte Erzeugungsgebiete für Schweißeisen, Gußstahl, Gußwaven, Drähte,
Bleche und Eisenbahnschienen. Jm ganzen besaß dieses Staatsgebiet im Jahre 1885
348 Werke mit 30,000 Arbeitern, welche mit der Herstellung der in Rede stehenden
Gegenstände beschäftigt waren.
Die Verfertigung von Eisenwaren unterhält in Osterreich über 40,000 Ge-
werbe und ist daselbst einer der wichtigsten Industriezweige. Sie wird hauptsächlich
in Steiermark, den beiden Ennsländern, in Böhmen, Mähren, Schlesien und Kärnten
betrieben und ist höchst mannigfaltig in den niederösterreichischen Bezirken Waidhofen
an der Ybbs und Scheibbs, in den oberösterreichischen Bezirken Steyr und Kirch-
dorf und im tirolischen Stubaier Thale. Eine der ersten Stellen nimmt die alt-
berühmte Sensenindustrie der Alpenländer ein, welche 140 Werke beschäftigt und in
ihren Erzeugnissen guten Absaß nach dem Osten und Südosten Europas findet.
Den Hauptanteil hieran haben Steiermark und Oberösterreich. Messer und Schneide-
1) Nach den Angaben des Oberbergrats Kupelwiesexr in Leoben.