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nach Tenedo, dem jetzigen Zurzach, allein es ist völlig ungewiss, an welcher‘ Stelle dieselbe die Reuss
und die Limmat überschritt. Die meiste Wahrscheinlichkeit gewährt die Annahme, dass diese Strasse
von der Höhe von Windisch herab in gerader Linie der Reuss zulief, bei dem Felde Gehling, wo
der römische Begräbnissplatz, über die Reuss und gleich nachher bei Vogelsang über die Limmat setzte,
dann aus dem Strombette wieder auf die Thalebene hinaufstieg und über die Höhen von Tägerfelden
Zurzach erreichte. Eine Bestätigung dieser Ansicht liegt in dem Umstande, dass der eben genannte
Hauptbegräbnissplatz von Windisch gewiss an einer Strasse lag, dass die hier aufgedeckten Gräber
genau nach der supponirten Richtung der Tenedo Strasse gereiht sind und ein Einschnitt deutlich zu
bemerken ist. Der Punkt des Ueberganges über die Limmat, die in der Landebene, auf welcher die
drei Ströme sich begegnen, ihren Lauf häufig änderte, ist nicht mehr auszumitteln. Ohne Zweifel
aber lag er unmittelbar beim Weiler Vogelsang, wo Reste römischer Wohnungen fortwährend auf-
gedeckt werden.
Von. dieser Militärstrasse zweigte ‘sich eine Viertelstunde südlich von. Würenlingen die nach
Coblenz führende Strasse ab, von der wir unter dem Artikel Coblenz gesprochen.
Die Strasse von Windisch nach Hausen, Brunegg, Mägenwil und Lenzburg kann schon darum
nicht bezweifelt werden, weil dieselbe nach den Cantonnirungen und Meyerhöfen in den Seitenthälern
der Aar führt und auf diesem Wege aus den Steinbrüchen von Mägenwil das Material zum Bau der
Häuser in‘ Vindonissa bezogen wurde.
Als Verkehrsstrassen, die von Windisch ausgehen, müssen noch die Strassen, die dem. linken Ufer
der Aar entlang westlich nach Schinznach und nördlich nach Rein führen, und diejenigen, welche zu
beiden Seiten der Reuss südwärts laufen, genannt werden.
Von einer steinernen Brücke findet sich, da diejenige zu Brugg aus dem Mittelalter stammt, in
der. Umgebung von Windisch keine Spur.
Wenn Haller behauptet (S. 376) »er habe 1797 die Reste derjenigen römischen Strasse, deren
Richtung nach Baden ging, angetroffen, eine via strata, die noch so gut wie ganz, mit grössern: und
kleinern Steinplatten besetzt. und fest zusammen verküttet gewesen sei,« So gehört diese Angabe zu
den Uebertreibungen dieses Mannes, dessen unpraktischer Blick die Construction einer Strasse ‚ebenso
wenig zu erkennen vermochte, als — wofür Belege genug vorhanden sind — ‚die Aechtheit oder
Unächtheit römischer Münzen und Geräthschaften. Die in Rede stehende Strasse, die auch seit jener
Zeit mehrmals aufgedeckt wurde, ist, wie alle andern Strassen in. Helvetien, ganz nach der gegen-
wärtig gebräuchlichen Art construirt. Siehe oben S. 78 und Tafel. VI. Fig. 2;und, 3,
Amphitheater. Das Amphitheater liegt auf der Westseite von Königsfelden, wenige Schritte
rechts von der Strasse nach Husen und stellt sich gegenwärtig nur noch als eine trichterförmige,
ovale, einer Sandgrube ähnliche Vertiefung dar, die unter. dem Namen Bärlisgrub bekannt. ist.
Ueber den Zustand dieses Gebäudes im vorigen Jahrhundert findet sich bei Haller Bd. II. S. 390
folgende Angabe:
; »Um die Mitte des 18. Jahrhunderts waren die Ueberbleibsel dieses Theaters noch sehr gut erhalten und auf der
Oberfläche des Bodens sichtbarer als jetzt (im ersten Decennium des 19. Jahrhunderts), wo dasselbe nicht nur inwendig
ganz ausgegraben, sondern auch die Ruinen zu beiden Seiten weggeschafft und der Boden grösstentheils verebnet ist.
Dieses oval-runde Theater war so gebaut, dass die eine Hälfte gegen Süden und die andere gegen Norden, ‚eine Pforte gegen
Osten und die andere geradüber gegen Westen stand; im Durchschnitte betrug die Länge desselben 120 bis 125 Schritte
oder 320 bis 325 Bernschuhe, und eben dieser geringe Umfang ist ein Beweis mehr für: die ausschliessliche Bestimmung