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sich durch seine Phantasie verleiten lassen, den Umfang der Niederlassung um 7— 8 Mal zu gross
anzugeben.
Auf dem Plateau, worauf das Dorf Windisch und Königsfelden liegen mit Einschluss von Oberburg
und. der sogenannten Breite (zwischen Windisch und Königsfelden), zeigen sich. bei Grabungen fast
überall entweder Gemäuer oder gebrannte Steine und andere Artefacte aus römischer Zeit, aber auf
der weiten Ebene zwischen Königsfelden und dem Dörfchen Hausen, in welchem nur vereinzelte Reste yon
römischen Gebäuden vorkommen, so wie auf den Höhen und Abhängen des Lindhofberges findet sich
unter der Humuserde der natürliche Grien- und Lehmboden, ohne alle Anzeichen früherer Ansiedelung.
Auf der ganzen Linie, welche der Lauf der Hallerschen Ringmauer beschreibt und an den Punkten,
wo die Thore gestanden haben sollen, ist durch den Ackersmann nie die geringste Spur von Gemäuer
entdeckt worden. Der einzige Rest einer Mauer, die als eine fortificatorische betrachtet werden kann,
befand sich längs des Abhangs über dem Aarbette, wo der Fussweg von Brugg nach Windisch hinläuft
und wo Laupper ein 20 — 30‘ langes Stück einer 5— 6‘ breiten Mauer abdeckte.., Es ist dieses der
Punkt, wo nach Haller (S. 387) noch bis im Jahre 1810 die. Grundmauern eines Ringmauerthurmes
gesehen haben will. Nirgends in der Umgebung von Windisch, nicht einmal auf der Ebene, wo eine
Sicherung des Platzes am nothwendigsten war, findet, sich. im Boden ein Ueberbleibsel einer
Festungsmauer.
Das einstige Däsein einer Umfassungsmauer von Windisch wird einzig und allein bezeugt durch
ein vor etwa 10 Jahren unter den Trümmern der Festung Altenburg entdecktes Fragment ‚einer
Inschrift folgenden Inhalts: Felix Augustus — Cesar murum. (vindonissensem) —. (manu) militari
restitue — — (Prese)s (Prov)incie G(ermanige) S(uperioris) etc. Nach Mommsen’s Ansicht gehört
der Stein der Diocletianisch-Constantinischen Zeit an, und ist vor Felix Augustus etwa der Name und
Titel des Constantius und nach diesen Worten derjenige des Flavius Severus zu ergänzen, woraus
hervorgeht, dass ungefähr um’s Jahr 300 die Ringmauer von Windisch durch die Soldaten und unter
Leitung des Präses des Militärbezirkes von Ober-Germanien hergestellt wurde, also um dieselbe
Zeit, da nach Preisgebung der Besitzungen jenseits des Rheins auch die Ringmauer des Castells
von Burg Stein und Ober-Winterthur (siehe Mommsen’s Inser. No. 239 und 272 und erste Abtheilung
S. 274 und 280) wieder in Stand gesetzt wurden.
Der einzige Ueberrest: der römischen Befestigung von Vindonissa ist der in späterer Zeit erbaute,
die Brücke über die Aar, an der Heerstrasse von Augusta Rauricorum nach Vindonissa, vertheidigende
schwarze Thurm.
»Er steht !) auf einem der wenigen taktisch wichtigen Punkte, welche von dem durch die Reuss und die Limmat aus
dem Hochgebirge herab gewälzten Geschiebe im Laufe von 15 Jahrhunderten nicht überdeckt. werden konnten, auf dem
rechten Ufer der Aar, dort, wo sich das Strombett zwischen zwei senkrechten Felsenwänden, der festen Widerlager einer
nur 70‘ langen Brücke, am meisten verengt. Der Grundriss des Thurmes ist quadratisch, jede Seite 27’ lang, und die
Mauer auf allen vier Seiten 8‘ dick, Die obere Hälfte des Thurmes wurde um die Mitte des 15. Jahrhunderts restaurirt;
die untere Hälfte ist römisch und zwar nach ‚der ersten Zerstörung durch die Alemannen, wahrscheinlich von Diocletian,
bei Herstellung seiner Vertheidigungslinie in der Eile erbaut. Da in einer Entfernung von 6—8' und parallel mit der
yordern,. gegen Norden. gerichteten Front des Thurmes die Felsenwand senkrecht aus der Aar emporsteigt, wurde die gegen
dieselbe gerichtete und wahrscheinlich hinter einer freistehenden Mauer ausmündende Pforte nur 3’ hoch über den natür-
'). Siehe von Krieg’s Militärarchitektur S. 106.