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Rauracense, dessen Wälle grösstentheils aus‘ den Ruinen der alten Colonie gebaut wurden. Die ganze
Rheinlinie ward noch. einmal von Valentinian I. im J. 369 ‚aufs Neue mit Wall und Thürmen versehen.
Ende des vierten oder anfangs des fünften nimmt die römische Herrschaft zwischen dem Rhein und
den Alpen ein Ende.«
Aus dieser kurzen Schilderung der Schicksale Vindonissa’s, sowie aus den im Anfange dieser
Abhandlung‘ mitgetheilten Angaben, ergibt sich, dass dieser Platz gegen das Ende des ersten Jahr-
hunderts seine Bedeutung als Standquartier. einer Legion verlor und nur noch als gallische Ortschaft
fortbestand, bis er im dritten Jahrhundert wieder besetzt, bald darauf aber gänzlich zerstört, als
Bollwerk- gegen die andringenden Germanen durch das Castrum Vindonissense, Altenburg, ersetzt
würde, welches ebenso wie das Castellum Rauracense und so viele Castelle in Frankreich aus den
Trümmern der öffentlichen Gebäude aufgeführt wurde. Trotz der‘über Vindonissa ohne Zweifel
wiederholt. ergangenen Verheerungen scheint der Ort einen Schatten seines frühern Ansehens bewahrt
zu haben, da er im sechsten Jahrhundert — freilich nur auf kurze Zeit — als Sitz eines Bischofs erscheint.
Vindonissa wird von römischen Schriftstellern nur selten erwähnt. Tacitus (Hist. IV. 61): nennt
den Ort bei Erwähnung des Aufstandes unter Civilis, Tutor und Classicus im J. 71 und führt an, dass
die Standlager der Cohorten, Schwadronen und Legionen des Heeres an der Rheingrenze mit Aus-
nahme derjenigen von Magontiacum (Mainz) und Vindonissa geschleift und verbrannt worden seien.
Der Grund, warum Vindonissa nicht der Zerstörung anheim fiel, ist augenscheinlich der, dass
die Besatzung nach Abzug der einundzwanzigsten Legion aus Römern und Galliern bestand, die den
aufständischen Galliern hatten Treue schwören müssen, wesshalb diese Festung als eine Wehr gegen
die über die Alpen zur Dämpfung des Aufruhrs herbeieilenden römischen. Legionen betrachtet werden
konnte. . Tutor hatte aber, wie Tacitus Hist. IV. 70. bemerkt, zu seinem Unheil unterlassen, die Berg-
pässe abzusperren, wesshalb. nach kurzer Abwesenheit und, wie es scheint, ohne Widerstand zu finden,
die einundzwanzigste Legion wieder von ihrem. alten Quartiere Besitz nahm und gegen den Herd des
Aufstandes im. Gebiet der Trevirer vorrückte, von wo sie nicht mehr nach Windisch zurückkehrte.
Auffallend ist, dass in dieser Erzählung bezüglich auf Vindonissa der Ausdruck »die Lager wurden
abgebrochen« vorkommt, ‚so dass man zu der Vermuthung‘ geleitet wird, Vindonissa sei damals noch
nicht yon Castralmauern umgeben gewesen.
Obgleich Vindonissa nicht ausdrücklich genannt wird, so bezieht sich doch ohne allen Zweifel
auf diese Castra der Hist. I. 67 erzählte Vorgang der Beraubung eines helvetischen Boten, welcher,
von. Aventicum herkommend , der Besatzung einer Burg (wahrscheinlich zu Zurzach) den Sold über-
bringen wollte. Dieses für den helvetischen Gau so verhängnissvolle Ereigniss ist‘ mit Beziehung auf
die Oertlichkeit des Kampfes in der ersten Abtheilung unter Aque S. 295 besprochen worden.
Ferner erscheint Vindonissa sowohl in der Tabula als dem Itinerarium. Dann, wird es zugleich
mit Basilia und dem Castrum Rauracense. etc. in dem im fünften Jahrhundert abgefassten Libellus
Provinciarum Rom. erwähnt, aber nicht mehr unter. dem Namen Vindonissa, sondern unter dem-
jenigen von Castrum Vindonense, woraus hervorgeht, dass zu dieser Zeit bereits Altenburg die Aufgabe
von Vindonissa übernommen hatte.
Endlich wird die Umgegend von Vindonissa unter dem in den Handschriften schwankenden
Namen Campi Vindonissee und Campi Vindonis als der. Schauplatz eines grossen Sieges des Constantius