Volltext: Statistik der Römischen Ansiedelungen in der Ostschweiz

Aufzählung der bis zum Jahr 1864 bekannt gewordenen römischen 
Ansiedelungen in der östlichen Schweiz.” 
Graubünden. 
Das Antoninische Reisebuch und die Peutingersche Tafel machen uns mit folgenden in das Gebiet 
dieses Cantons gehörenden, an den rätischen Alpenstrassen *) befindlichen Stationen %) (mansiones) 
bekannt: Magia, Curia, Tinnetione, Muro, Lapidaria, Cunu aureu, Tarvessedo (Tarvesede). Von 
diesen liegen Magia und Curia in der Ebene des Rheinthales, Tinnetione und Muro an der Juhier- 
Settimerstrasse, Lapidaria, Cunu aureu und Tarvessedo an der Splügenstrasse. Mit Bestimmtheit ist 
nur die Lage von Curia und Tinnetione ermittelt. Magia scheint mit dem jetzigen Schan, Muro mit 
Castelmur identisch zu sein. 
Curia (Chur) ist ın der ersten Abtheilung S. 318 beschrieben. 
Tinnetione, romanisch Tinnizöng, deutsch Tinzen. Obgleich die Distanz von Chur, man mag den 
Weg über Parpan oder anders ziehen, im Itinerar um mehrere Meilen zu kurz angegeben ist, so kann 
über die Lage dieser Station kein Zweifel walten, da. der alte Name noch vorhanden ist. Der Ort 
befindet sich über einem der Nebenflüsse des Rheins, dem Ren di Sossex (sotto 1 sassı), unterhalb 
einer Schlucht, auf schmalem Bergabsatze, in sonniger Lage. Während des Mittelalters war hier eine 
Thalsperre, serra, clausura, von der noch die Grundmauern zu sehen sind, mit einem den Durchgang 
vertheidigenden Thurme, auf den sich die Benennung des unterhalb liegenden Grundstückes Sottorre 
(sotto la torre) bezieht. Ein Mauerstock soll sich auch südlich vor dem Wirthshaus zur Krone im 
Boden befinden. In der Nähe von Tinzen sind an mehreren Punkten der Strasse, z. B. bei den 
Trümmern eines Thurmes (?) auf dem Hügel Padnal zwischen Tinzen und Savognin, Münzen gefunden 
worden. In Tinzen selbst habe ich keine Romana entdecken können. 
Cunu aureu scheint entweder an der Stelle des Dorfes Splügen oder des Wirthshauses auf der 
Höhe des Berges, wo sich die italienische Dogana befindet, gestanden zu haben. Die letztere Stelle 
heisst gegenwärtig noch Cunno d’oro und der Pass nicht nur Monte Spluga. sondern auch Cuneo d’oro. 
') Wir müssen hier nochmals in Erinnerung bringen, dass in diesem Verzeichnisse nur diejenigen römischen oder 
gallorömischen Ansiedelungen aufgeführt sind, die sich durch Reste gemauerter Wohnungen kund geben. 
?) Betreffend die Richtung und den Bau der rätischen Alpenstrassen, ihre Stationen, die Juliersäule u. s. w. verweise 
ich auf die treftliche Arbeit Dr. Meyers: »Die römischen, Alpenstrassen in der Schweiz« in Band XIIT unserer Mittheilungen, 
ferner auf den Aufsatz von Dr. Brügger im Anzeiger für schweiz. Geschichte und Alterthumskunde. 1860. 5.123. 
3) Die Abbildung der Ueberreste einer Mansio (Tasciaca, Thesee zwischen Bourges und Tours) siehe in den Collec- 
tanea antiqua von Smith IV. 2.
	        

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