Volltext: Statistik der Römischen Ansiedelungen in der Ostschweiz

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den Röhren, tubis, zum Vorschein, so wie auch Ziegelstücke: mit den-Zeichen der XI und XXI Legion. 
In den Jahren 1851 und 1852 fand man neuerdings unter dem zerfallenen Gemäuer viel altes Kisen- 
werk, Geschirrscherben, ganze Dachziegel mit den ebengenannten Zeichen und einige Münzen. Die 
interessanteste Entdeckung an diesem Orte wurde aber im März 1862 gemacht *). 
Einige hundert Schritte rechts oberhalb der Landstrasse nach Muri grub ein Landmann auf seinem 
Acker mehrere Fuss tief nach Bausteinen und brachte Mauerreste zu Tage, die bei fortgesetzter Auf- 
deckung sich als einen Theil eines, ansehnlichen, ohne Zweifel zu. einer Villa gehörenden Gebäudes 
erwiesen. Wie die meisten römischen Landhäuser liegt auch dieses an einem sanften Hügelabhange, 
und geniesst. einer freien. Uebersicht der Thalfläche. Die aufgedeckten Gemächer, die in gerader 
Linie neben ‚einander liegen, sind zusammen etwa 55 Fuss lang, und bilden einen mit seiner Fronte 
nach Morgen schauenden Flügel einer weitläufigen Anlage. Es sind bis jetzt acht Zimmer ausgeräumt 
worden, die zwar alle ein recht freundliches Aussehen haben, aber durch ihre Kleinheit jeden Gedanken 
an den Luxus einer grossartigen Villa entfernen. Wir dürfen indessen annehmen, dass dieselben, da 
das Haus nur in einem Erdgeschoss bestand, ziemlich hoch waren und durch diesen Umstand für 
den geringen Flächeninhalt einigen Ersatz erhielten. Die Umfangsmauern des Gebäudes sind 3 —4' 
dick, aus Bruchsteinen und zugerichteten Feldsteinen sehr solid aufgeführt, die Scheidemauern haben 
eine Dicke von 1— 2‘. Ungeachtet die erstern bis zur Mannshöhe sich erhalten haben, bemerkt man 
doch von Fensteröffnungen keine,Spur. Ob der Raum,.den wir. im Plane (siehe Taf. XV.) mit No. I. 
bezeichnen, wirklich das Eckzimmer eines Flügels gebildet habe, ist ungewiss, ja sogar unwahrschein- 
lich, da in geringer Entfernung von demselben und in der gleichen Linie ebenfalls Frontmauern eines 
Gebäudes zum Vorschein kommen. 
In den Räumen I und II bestand der Fussboden aus einem Estriche von der auf 5. 52 beschrie- 
benen Art. Obgleich Herr Pfarrer Urech sich bei der Nachricht der Entdeckung sogleich an Ort 
und Stelle einfand, war die Zwischenmauer schon völlig niedergerissen; auch hatte der Eigenthümer 
den Bestich dieser Zimmer, der nach seiner Angabe mit verschiedenartigen Blumen (Arabesken?) 
bemalt gewesen war, schonungslos weggeschlagen. Es lagen nur noch kleine Stücke desselben herum, 
auf denen einige Reste der Einfassung, nämlich rothe, schwarze, braune und gelbe Bänder auf weissem, 
grauem und grünlichem Grunde zu sehen waren. Die Mauerecken des Durchganges zum Raume III 
bestanden aus kleinen Tufsteinquadern. Den Raum III dürfen wir als ein Gesellschafts- oder Speise- 
zimmer (triclinium) betrachten, da er sich vor den andern durch seine Grösse auszeichnet und die 
bestmögliche Auszierung erhalten hat. Der Boden desselben war mit Mosaik belegt, der aus Würfel- 
chen von weissgelbem und schwarzem Kalkstein hergestellt, innerhalb geradliniger Bordüren Quadrate 
und Vierecke mit geschweiften Seiten darstellte. (Siehe Taf. II. Fig. 1.) Auch die Wände waren bis 
zur Brusthöhe mit Mosaik verziert, der durch ein zierliches Ornament, nämlich eine Guirlande von 
Wasserpflanzen mit grünen und gelben Knospen und herzförmigen gelb- und rothfarbigen Blüthen das 
Auge erfreut. Oberhalb der Mosaik waren die Wände dunkelroth bemalt. Zwischen diesem und dem 
1) Die nachfolgenden Notizen sind‘ der von Herrn Pfarrer Urech in Muri im Anzeiger für schweiz. Geschichte und 
Alterthumskunde Jahrg. 1862 bekannt gemachten, sehr genauen, sachkundigen und von einem Grundrisse begleiteten Beschrei- 
bung des »Landhauses in Buelisacker« enthoben. Einige unbedeutende Abänderungen gründen sich auf die von Herrn 
Professor Lasius und dem Verfasser später vorgenommene Untersuchung ‘der Baureste.
	        

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