Volltext: Statistik der Römischen Ansiedelungen in der Ostschweiz

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Etwas mehr als 300 Fuss nordwestlich von dem westlichen Ende des Oekonomiegebäudes findet 
man die Ueberreste eines dritten grossen Gebäudes von 105‘ Länge und 70‘ Breite, wahrscheinlich 
die villa fructuaria, das Gebäude, worin Getreide, Heu u. s. w. aufbewahrt wurden. Die innere Ein- 
richtung der beiden letztgenannten Häuser ist noch unbekannt. 
Nördlich von der Anlage zeigen sich‘ beim Pflügen: lange Züge von Mauern, welche die zum 
Gehöfte gehörigen Gärten einfriedigten. 
Steinmaur. Der oben auf dem Berge liegende Theil des Dorfes, in welchem die Kirche steht, heisst 
in Urkunden von 831 und 832 Steiniemura und Steinimuro, und hat seinen Namen offenbar von dem 
festen römischen Gemäuer, das sich westlich hinter der Kirche über einen Acker verbreitet, der vor- 
zugsweise »Muriacker« genannt wird. Dieser Ort, welcher in einem Umfange von 10—15 Jucharten 
mit Bruchstücken römischer Dachziegel. bestreut ist, liegt auf einer aus der Berghalde hervortretenden 
leichten Ausbauchung 50 Meter über der sumpfigen Niederung, an deren Rand Nieder-Steinmaur 
erbaut ist. Im Jahre 1834 wurde ein Theil des Gemäuers im »Muri« von den Grundbesitzern aus- 
gebrochen, nachdem in früherer Zeit schon grosse Lasten des aus Jurakalk und Tufstein bestehenden 
Materials der römischen Mauern weggeführt worden waren. In dem genannten Jahre kamen in einem 
Flügel eines Gebäudes drei etwa 30‘ lange und 15—20' breite, mit Estrichen belegte Räume zu Tage, 
die wegen der grossen Dicke. und Festigkeit der Mauern von den Dorfbewohnern für ein Gefängniss 
gehalten wurden. 
Oestlich von der Ansiedelung im Muri standen in gleicher Höhe über dem Thale auf einem 
Absatze des Berges, »Rodlef oder Rodolf« 1) genannt, ebenfalls römische Gebäulichkeiten. Gemäuer 
kommt hier an mehreren Punkten vor, und Dachziegelfragmente sind über 10—15 Jucharten Landes 
zerstreut. — Die Höhe oberhalb des Rodolf heisst Augsthalde. 
Die Verbindungsstrasse von Ober-Steinmaur mit den römischen Niederlassungen in Schöfflisdorf 
und Schleinikon ist jedenfalls der unter dem Namen »Todtenweg« bekannte Weg, welcher alle Eigen- 
schaften eines römischen Strässchens an sich trägt. 
Truttikon, Zwischen dem Castellholz beim Husersee (Ossingen), in welchem sich alte Verschan- 
zungen befinden; und dem Streuried von Truttikon, an dem sogenannten Goldbuck, wo nach der 
Volkssage ein Schloss gestanden haben soll, wurden im Jahr 1849 bei Anlegung eines Weinberges 
römische Dachziegel entdeckt. 
Vitikon, Auf dem nordwestlichen niedrigern Rücken der Albiskette (Unteralbis) liegt 145 Meter 
über der Ebene des Limmatthales das Dorf Uitikon und bei den äussersten Häusern desselben eine 
noch in wenigen Trümmern vorhandene römische Ansiedelung, über welche ein Weg nach Urdorf 
führt. Um die Beschaffenheit des von der Erde bedeckten Gemäuers, so weit es der Anbau des 
Bodens zuliess, aufzuklären, wurde im Jahr 1856 von einem Mitgliede des Vereins, Herrn Pfarrer 
Tobler, welchem wir die Kenntniss dieser Römerstätte verdanken, eine Ausgrabung veranstaltet. In 
geringer Tiefe kam eine 2’ dicke, 30‘ lange, hauptsächlich aus Tufstein erbaute, sich unter rechtem 
Winkel brechende Mauer und in der aufgeworfenen Erde eine Menge zerschlagener Dachziegel, Heiz- 
') Ein Wort, dessen ursprüngliche Form und Bedeutung wir nicht angeben können.
	        

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