— 115 (D)_—
Aeglen« trägt, nimmt ein kleiner an der Südseite des Hügels liegender See ein, wesshalb-die benach-
barte Häusergruppe Seeb geheissen wird. Auf dem Rücken des Hügels stand ein langes unter rechtem
Winkel- sich brechendes Gebäude, dessen westlicher längerer Flügel 210‘ lang und 35‘ breit ist.
Das Material, aus welchem das Gemäuer besteht, wurde bei Häuserbauten in der Umgegend seit
Langem zu Nutze gezogen, eine genauere Untersuchung eines kleinen Theiles der Anlage aber erst in
den Jahren 1852 u. 1854 unter der Leitung eines Mitgliedes des Vereins, Herrn Conrad Meyer, vor-
genommen. Der kürzere Flügel, welcher von Schutt und Gestrüppe bedeckt ist und eine Länge von
circa 80' haben mag, sowie das Ende des längern Flügels sind bis jetzt ganz ununtersucht geblieben.
In der Ecke A wurden zwei grössere und ein kleineres Zimmer ausgeräumt, von denen das nördliche
mit einem rechtwinkligen Ausbau, das westliche mit einem Hypokaust versehen war. Die Fussböden
aller drei Gemächer waren mit Estrichen belegt, die Wände mit den buntesten Farben, roth, blau,
gelb, braun, bemalt. - An der Stelle zwischen A und 8, die bereits durchwühlt worden war, hatte
ein Zimmer mit Hypokaust und Mosaikboden gelegen und war eine nach Art der parietes cratiti
aus Zweiggeflecht nnd Thon etwa 3‘ dicke, nachher verputzte und bunt angestrichene Scheidewand
aufgeführt. Bei B befand sich die Küche, wie ein aus grossen gebrannten Backsteinen verfertigter
Kochherd und eine Menge zur Küche gehöriger Utensilien deutlich zeigten.
Die Bestimmung und Beschaffenheit der Räume C, D, E ist noch nicht ermittelt.
Am östlichen Abhange des Hügels bei A kamen Ueberreste einer Wasserleitung zum Vorschein.
Das Material, woraus das Haus erbaut ist, ist Gerölle von den umliegenden Feldern her genommen
und Tufstein, dem grössten Theil nach aber ein ziemlich weicher Molassesandstein, der in der unmittel-
baren Nähe der Ansiedelung nordwestlich von dem westlichen Ende des längern Flügels gebrochen wurde.
Der Zugang und Haupteingang zu dem Gebäude war auf der Ostseite des Hügels beim Raume A
angelegt.
Es scheint, dass die Trümmer dieser Gebäude, die durch Brand untergegangen sind, nie durchsucht
wurden. Im Zimmer A und B fanden sich Thürschloss mit Schlüssel (siehe Taf. I. Fig. 1) und Beschläge
aller Art mit den dazu gehörigen Nägeln etc. vollständig vor. Die übrigen Fundgegenstände bestanden
in einem Dachziegel mit dem Stempel der XXI Legion, in ein Paar Münzen, in Eisengeräthe für häus-
lichen und landwirthschaftlichen Gebrauch, in Scherben von Thongeschirren der verschiedensten Art.
Wir fügen noch bei, dass trotz der Trockenheit der Baustätte bei Anlegung der Fussböden auf
Abschluss der- Feuchtigkeit grosse Sorgfalt verwendet war. Der Boden des nördlichen und östlichen
nicht heizbaren Zimmers bei A bestand zu oberst aus einem Estrichboden von 5‘ Dicke, darauf folgte
eine Schichte aus aufrecht gestellten Feldsteinen von circa 4“, dann eine Schichte von festgestampfter
Erde von 4", worin Stücke von bemalten Wänden, dann eine Schichte von klein zerstossenen Back-
steinen von 3“, zuletzt eine Schichte Sand von ungleicher Dicke.
Auf der Nordseite ist der Hügel künstlich in zwei Terrassen abgetheilt. Am Fusse der untern
bemerkt man bei F die Trümmer eines Oekonomiegebäudes, das mit dem linken Flügel des herrschaft-
lichen Gebäudes parallel läuft, gleiche Länge hat und in 5 ziemlich gleich grosse Räume. ohne
Zweifel Stallungen , abgetheilt ist.
Bei G- ist ein Stück eines Mosaikbodens entdeckt worden, das Ueberbleibsel eines zweiten Wohn-
gebäudes von unbekanntem Umfang. In den Feldern nördlich von diesem zeigen sich an vielen Stellen
Reste der Einfriedigungsmauern.