Volltext: Statistik der Römischen Ansiedelungen in der Ostschweiz

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vertheilt. waren. ı Bemerkenswerth schien in den genannten heizbaren Zimmern die Construction der 
untern Böden, auf welchen die aus Sandstein oder Backsteinen verfertigten, die Suspensura tragenden 
Pfeilerchen aufgerichtet waren. Anstatt der regelmässig und dicht neben einander gestellten Findlinge 
mit darüber gelegtem Kalkestrich bestanden dieselben aus grossen Sandsteinbrocken und Kieselsteinen, 
deren Zwischenräume leer gelassen wurden, mit darauf gelegten Sandsteintafeln. Noch erfahren wir, 
dass der nischenartige Raum d 31/2‘ tief war, dass eine Wasserleitung unter den Zimmern durchlief 
und bei e und f zum Vorschein kam, dass bei g die Ueberreste eines Waschherdes lagen, und endlich, 
dass die ganze Anlage durch Einäscherung zerstört wurde. Von der Beschaffenheit des halbkreis- 
förmigen Raumes und der übrigen Räume, sowie über die Vertheilung der verschiedenen wirthschaft- 
lichen Gebäude ist es in Ermangelung der von David Vogel verfertigten Pläne unmöglich, etwas 
Näheres zu erfahren. 
Die bei diesen Ausgrabungen entdeckten und gegenwärtig in der Sammlung der zürcherischen 
antiquarischen Gesellschaft aufbewahrten Gegenstände sind folgende: 
Eine Reihe von Münzen, die bis auf das Jahr 270 herunter reichen und hauptsächlich der Regie- 
rung des Trajanus, Hadrianus und Antoninus Philosophus angehören, verschiedene Zierraten, nämlich 
ein massiver goldener Fingerring mit einem in Carniol geschnittenen Kopfe eines Jünglings von 
mittelmässiger Arbeit, eine kleine eherne Maske eines Satyrs von vortrefflicher Zeichnung und Aus- 
führung (Taf. XI. Fig. 1 u. 2; ferner Baureste, nämlich Fragmente von Mosaikböden, von Zimmerwänden 
mit vielfarbigen Streifen , rothen und grünen Blumen auf gelbem Grund und Theilen einer männlichen 
Figur, Marmortäfelchen zur Bekleidung der Fussböden und Wände aus weiss und schwarzer italischer 
Marmorbreccie, aus grünsteinähnlichem, sehr feinkörnigem Brecciegestein ebenfalls aus Italien, und 
röthlichem dünnblättrigem Marmor von unbekannter Herkunft; ferner ‚eine Anzahl von Heiz- und 
Wasserröhren aus gebrannter Erde, mancherlei eisernes Geschirr, nämlich Ketten, eine dreizinkige 
Mistgabel, eine Hacke, eine Doppelhacke, zwei hohle Hacken, zwei Hippen, vier Meissel, ein Zirkel, 
ein Senkel, ein Winkelmass, drei Messer, eine Schafscheere, eine Schale zu Talglichtern, zwei Schwerter, 
ein Schlüssel ete. etc. Irdenes Geschirr: Aus aretinischer Erde ein Paar ganze und mehrere zerbro- 
chene Schälchen mit den Namen der Töpfer IVCA, CINTVGENI(VS), ATERNOS, ferner Stücke von 
Amphoren, Wasserkrügen, Reibschalen (mortaria); aus Lavezzstein eine Schale; aus Glas Fragmente 
einer kleinen Schüssel und verschiedener Flaschen; endlich noch ein kupferner verzinnter Teller, 
eine Menge Austerschalen, verbrannter Weizen, verbrannte Aepfel und Birnen, ein Stück eines Hirsch- 
geweihes, ein Horn von einem jungen Schafbock. 
Unter den oben aufgezählten Fundgegenständen verdienen noch genauere Erwähnung der als 
Winkelmass angeführte Winkelhaken (Taf. XI. Fig. 1.) Die längere Seite des geschlossenen rechtwinkligen 
Dreiecks ist 9‘, jede der kleinern 7” lang. Das Dreieck ist auf ein eisernes und oben mit einem 
dünnen Erzbleche belegtes Lineal befestigt, so dass das Werkzeug aufgestellt oder mit dem Rande 
angeschlagen werden kann. Es dient daher zur genauen Bestimmung eines Winkels von 45, 90 und 135° 
Ein ähnliches Instrument ist neben einem Zirkel in Relief auf einem Grabsteine von Vindonissa aus- 
gehauen zu sehen. (Siehe Mommsen’s Insc. Conf. helv. No. 253 und Vorrede p. XX.) Für die Geschichte 
der Landwirthschaft unserer Gegend sind die hier und zu Buchs gefundenen Ueberreste mehrerer 
Obst- und Getreidearten von bedeutendem Interesse. 
Im Jahre 1856 waren mit Ausnahme der Ueberbleibsel der die südliche Begrenzung bildenden, am
	        

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