= 103 (65) —
9-_3' von einander und mit den Häuptern nach Westen (mit dem Angesicht nach Sonnenaufgang)
gelegt waren. Andere Skelette lagen“ hier und da zerstreut und oft so nahe beisammen, dass sie
einander berührten. Eines derselben hatte zur Linken ein Schwert, einen Dolch und ein Messer. Bei
allen fand sich eine Münze entweder neben dem Kopf oder zur Seite. Die noch lesbaren Münzen
zeigten die Bildnisse des Titus, Domitian, Hadrian, der Faustina junior. Da schon vor den Ausgra-
bungen des Jahres 1741 und in den letzten Jahrzehenden wieder an dieser Stelle eine Menge Körper
zum Vorschein gekommen sind, muss das Todtenfeld von bedeutendem Umfange gewesen sein. Man
nimmt gewöhnlich an, dass im zweiten Jahrhundert die Verbrennung der Todten durch die Grab-
legung verdrängt worden und allmälig ausser Uebung gekommen sei. Sollte hier die Beerdigung der
Leichname in die Zeit der Prägung der angeführten Münzen fallen, so wäre dieses Leichenfeld ein
Beispiel von sehr frühem Gebrauch des Vergrabens, der übrigens von der weniger bemittelten und
armen Classe immer festgehalten wurde.
Die Graburnen waren, wie diess immer der Fall ist, in einem 2—3'‘ tiefen Loche in lockere
schwarze, oft mit Kohle und Asche vermischte Erde eingesenkt und mit einem Stein oder einer Topf-
scherbe oder einem Dachziegelfragment zugedeckt. Wie anderswo, wurden auch hier in den Töpfen
und um dieselben herum Schmucksachen , Geräthschaften des häuslichen Lebens von der verschie-
densten Art gefunden. Bei den verbrannten und unverbrannten Körpern lagen eine Menge kurzer
und langer Nägel, die bei den ersten von der Zusammenfügung des Holzstosses, bei den letztern vom
Sarge herrührten, ferner Fragmente von aretinischen Schalen 1), von Glasfläschchen (Balsamarien),
deren man oft eine Mehrzahl um die Aschenkrüge herum aufgestellt antrifft. In dem Töpfernamen,
auf dem Boden einer dieser Schalen, EPONA — der erste und der letzte Buchstab ist verwischt —
erkennt der übergelehrte Breitinger den Namen der Göttin EPONA. Von einem aus weissem Thon
geformten glasierten Fläschchen von der Gestalt eines Thieres, das zwischen Hund und Affe in der
Mitte steht, an den Cynocephalus erinnert und einen Apfel in den Pfoten hält (es ist inwendig
hohl, hat eine trichterförmige Oeffnung am Hinterkopfe und einen Henkel am Rücken), spricht
Breitinger sehr ausführlich und nennt es ein unflätiges Götzenbild, da er nicht wusste, dass der-
gleichen Gefässe aus weisslichem und gelbem Thon und mit Glasur bedeckt in der Form von
Kaninchen, Vögeln und phantastischen Thieren in den Trümmern römischer Häuser, z. B. zu Windisch
häufig vorkommen. (Siehe Taf. IV. Fig. 32—35.) Zwei kleine Tauben und ein Hahn aus weissem Thon
sind in Band II. unserer Mittheilungen abgebildet und (Seite 126) vielleicht irrthümlich , als chriet-
liche Symbole beschrieben. Endlich kamen bei diesen Grabstätten noch Fibeln, wovon eine mit buntem
Glassfluss verziert (Taf. IV. Fig. 36), Perlen ebenfalls aus Glasfluss, zerbrochene oder zusammen-
geschmolzene Glasfläschchen (Balsamarien) , die eherne Handhabe eines Schlüssels, ein eherner Ring,
eine zweizinkige Hacke aus Eisen, Messer nebst anderen kleinen Geräthschaften zu Tage. Der
Begräbnissplatz soll mit einer Lage von Kieselsteinen bedeckt gewesen sein. Im Jahr 1836 wurden
bei Erweiterung der Strasse wieder eine Anzahl Körper hier ausgegraben und neben ihnen römische
Münzen, Glascorallen und Fibeln von Bronze gefunden.
Die Zahl und Vertheilung der hier entdeckten Häuser und ihre Einrichtung beweisen zur Genüge,
‘) Unter den Schälchen befindet sich eines von der seltener vorkommenden Art aus grauem Thon mit glänzend schwarzem
Ueberzuge.
14