Volltext: Statistik der Römischen Ansiedelungen in der Ostschweiz

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Auf das erstgenannte Wohngebäude (6, 1) und senkrecht auf die Reihe der am Ufer der Reuss 
befindlichen Gebäude führte zur Römerzeit vom Abhange herunter eine Strasse, an welcher zu beiden 
Seiten, wie die noch im Boden vorhandenen Reste von Grundmauern nebst Bruchstücken von Dach- 
ziegeln, Heizröhren, Mühlsteinen etc. deutlich zeigen, mehrere durch Zwischenräume von einander 
getrennte Wohnhäuser standen. 
Ein an diesem Orte (6, 3) im Jahr 1741 abgedecktes Haus war von bedeutendem Umfange, da eine 
der Hauptmauern 90’ mass. Unter den Trümmern desselben fand man Kupfermünzen, grosse Back- 
steine und Stücke einer Wasserleitung, worunter aber ohne Zweifel Hypokauströhren zu verstehen 
sind; auch wurde hier ein Schatz entdeckt, bestehend in »80 Silbermünzen von verschiedenen römi- 
schen Kaisern und Kaiserinnen bis auf Contantinum hinab« und einem ebenso schönen als werthvollen 
Goldschmuck, der in Band II. unserer Mittheilungen abgebildet und beschrieben ist. 
Nordöstlich von diesem Gebäude grub man bei 6, 4 die Grundmauern eines 30‘ langen und ebenso 
breiten Gebäudes auf. 
Hundert Fuss südöstlich von dieser Mauer wurde der Brennofen eines Töpfers entdeckt. An der 
Westseite desselben befand sich eine aus Sandsteinen gemauerte Oeffnung; die Mauern bestanden aus 
Backsteinen, die alle ausgebrannt und sehr mürbe waren. Der Ofen war 6‘ lang, nicht ganz so breit 
und die dem Mundloche entgegengesetzte Seite rund vortretend. Rings um den Ofen herum lagen 
»viele Wagen voll« Scherben von gemeinem römischem Töpfergeschirr, darunter Wasserkrüge mit 
engem Hals und zwei bis vier Henkeln 1); auch fanden sich hier Haufen unverarbeiteten Thons: 
Breitinger berichtet, dass »die zierlichen Gefässlein von rother Erden« bei dem Brennofen gefunden 
worden seien, während der genauere Sulzer ausdrücklich sagt, es sei in der Umgebung desselben nur 
grobes Geschirr aufgehoben worden. Die Annahme (Bd. III. Goldschmuck von Lunnern), die hiesige 
Werkstätte habe Terra sigillata Waare fabriziert, ist demnach unrichtig. Die Namen, die auf den 
hier gefundenen Gefässen vorkommen, nämlich Passienus, Priscinus, Mercator, Bassus, Sarrutus, gehören 
zu den diesseits der Alpen bekanntesten Firmen. 
Im Frühjahr 1836 zeigte man mir in der Nähe des Wirthshauses die Umfangsmauern eines kleinen 
runden aus Backstein erbauten Gebäudes. das man nicht mit Unrecht ebenfalls als die Ueberreste eines 
Brennofens betrachtete. 
Zehn Minuten südlich von Lunnern »in den Brüchen« soll ein römischer Ziegelofen entdeckt 
worden sein. Die Leute von Lunnern glauben, dass der Thon für die Werkstätten der Töpfer und 
Ziegler an einem kleinen Hügel unterhalb des Dorfes gegen die Reuss ausgebeutet worden sei. 
Ein Paar Minuten südlich von der Ansiedelung, auf der Anhöhe, lag der Begräbnissplatz der 
Bewohner des römischen Lunnern mit den dazu gehörigen Brandstätten, Ustrinen. Diese letztern 
waren mit Kohle und Asche angefüllte Vertiefungen im Boden, in denen sich eine Menge Gegenstände 
fanden, welche die Leichname entweder an sich getragen, oder die bei der Verbrennung in den Scheiter- 
haufen (rogus) hineingeworfen worden waren. Die Bestattung war von zweierlei Art. Entweder waren 
die Todten unverbrannt beerdigt, oder verbrannt, ihre Ueberreste nach der Verbrennung gesammelt 
und in einer Aschenurne beigesetzt worden. Die Begräbnisse der erstern Art enthielten Körper von 
erwachsenen Personen, die auf festen Boden von Letten und Kies, der Mehrzahl nach in einer Reihe. 
') Ein solcher mit vier Henkeln wurde in der Nähe von Wettsweil gefunden.
	        

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