Volltext: Statistik der Römischen Ansiedelungen in der Ostschweiz

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Bruchstücke von bemalten Wänden und eine Menge Scherben von Geschirren aus rother Erde. Die 
Mauern waren aus Geröll und Tufstein aufgeführt gewesen. — Zwischen dem Unterhause und dem 
Hause »in den Mauern« läuft ein zum Theil künstlich angelegter Damm hin, der früher den Namen 
Einsiedlerweg trug und augenscheinlich ein Stück des römischen Weges ist, der die Verbindung der 
Ortschaft Campodunum mit Kempraten (s. S. 67) über uns noch unbekannte Zwischenstationen vermittelte. 
Es muss bemerkt werden, dass Anno 1780 die Vorsteher der Bürgerbibliothek laut den Acten 
(Bd. VII p. 240) zur Ausgrabung „des römischen Schuttes in Kempten« von dem damaligen Pfarrer 
von Wetzikon aufgefordert wurden. Das Ergebniss der Nachgrabungen. wenn solche wirklich statt- 
gefunden, ist nicht bekannt. 
Kloten. Dieses Dorf, dessen Name ‚aus Claudia, Clodia entstanden sein mag, liegt an der Stelle, 
wo die von Zürich nach Eglisau führende Römerstrasse und die römische Militärstrasse Vindonissa- 
Vitudurum sich kreuzen. Mitten im Dorfe und zwar auf dem Kirchhofe wurden in den 30ger Jahren 
Säulenschäfte und ein Capitäl aus Juramarmor entdeckt, die zur Halle eines grossen Gebäudes, eines 
Tempels, gehört haben müssen. Die Höhe der Säulen betrug 13—14 Fuss. Das Mauerwerk des 
Gebäudes liegt entweder von der Kirche oder den umliegenden Häusern bedeckt oder ist schon 
früher ausgebrochen worden. 
Etwa 25- Minuten nördlich vom Dorfe, hart an der ersterwähnten Strasse nach Eglisau, befanden 
sich auf dem sogenannten Aalbühel (später Schatzbuck) die num völlig verschwundenen Reste einer 
römischen Villa, die im ersten Bande unserer Mittheilungen ausführlich beschrieben sind. Aus übel 
angewendeter Rücksicht gegen die Ansicht der Alterthunisforscher des 18. Jahrhunderts, welche aus 
dieser Ansiedelung eine militärische Anstalt machen wollten, obgleich weder die Lage derselben noch 
die Natur der Gebäude im mindesten auf eine solche Anlage hindeuten, erklärte ich die Baureste 
als eine Mansio trotz ihrer bedeutenden Entfernung von der Heerstrasse und ihrer völligen Aehnlich- 
keit mit den bei uns, in Frankreich und England ausgegrabenen Trümmern römischer: Landsitze. 
Den meisten Aufschluss über die Bedeutung dieser Ansiedelung verbreitet eine auf einer Säule 
befindliche Inschrift, welche im Jahr 1601 auf dem Schatzbuck ausgegraben, von dem damaligen Statt- 
halter H. Holzhalb in den Garten seines Hauses zum wilden Mann in Zürich versetzt, dann vermauert 
im Jahr 1732 von Chorherr Baptist Ott nach einer im Archive des zürcherischen Chorherrenstiftes 
vorhandenen Copie bekannt gemacht !), aber .von den damaligen Gelehrten als unächt erklärt‘ wurde. 
Die Inschrift lautet: 
GENIO 
PAG + TIGOR * P ° GRAC 
CIvS 5 PATERNVS 
VER HNI 
SCRIBONIA LVCANA 
VY>: FEGC + 
1) Der Titel der kleinen Schrift, die auch in Tempe helvetica p. 606 abgedruckt ist, lautet: »Conjectura de columna 
marmorea antiqua Clotae anno 1601 eruta.« Die im Manuseript vorkommenden Worte »que Tiguri in horto apud Castrum 
antiquum Domini Henrici Holzhalbii, proconsulis dignissimi, conspieitur« hatte Ott weggelassen. (Siehe Anzeiger für schweiz. 
Geschichte u. Alterthumskunde. 1864. No. 1.)
	        

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