Volltext: Statistik der Römischen Ansiedelungen in der Ostschweiz

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Fundamente noch erhalten sind, bemerkte ich im Jahr 1857 einen Estrichboden und eine kleine 
Nische, in welcher eine irdene Lampe gefunden worden war. Auch zeigte man mir eine 6‘ lange 
bleierne Röhre, welche unter diesem Boden durchlief. Rückwärts der Mauer steigt das Terrain ziem- 
lich steil an. — Die Alterthumsforscher des vorigen Jahrhunderts erklären auf Grund der Situation 
der Ansiedelung und der Festigkeit der Mauern diesen Gebäudecomplex für ein Winterlager , und 
wir, denen eine genauere Kenntniss der Baureste und die Vergleichung derselben mit ähnlichen 
Veberbleibseln in der Schweiz und andern Ländern zu Statten kommt, haben keinen Grund, dieser 
Ansicht nicht beizustimmen. Indessen halten wir die Idee, dass die erst beschriebenen Räume eine 
öffentliche Anstalt zum Schwitzen und Baden gewesen seien, für irrig, da dieselben offenbar nur 
nach dem Masstabe der Bedürfnisse einer Villa angelegt sind. Ferner sind wir überzeugt, dass, wie 
zu Buchs, auch hier die ursprünglich militärische Niederlassung in späterer Zeit sich in eine bürger- 
liche, in den Landsitz eines ausgedienten Militärs oder wohlhabenden Privatmannes umwandelte. 
Es ist in hohem Grade zu bedauern, dass bezüglich der ebenbeschriebenen Ansiedelung, wie 
mehrerer anderer in unserm Canton, die Mittel nicht vorhanden waren, um dieselbe in ihrer Gesammt- 
heit zu untersuchen und die Anordnung und Bestimmung der einzelnen Theile genau zu ermitteln. 
Dietikon. Dietikon, in der Mitte zwischen Baden und Zürich gelegen und von der römischen Strasse 
durchschnitten, ist nach Zürich die ansehnlichste Niederlassung des Limmatthales. Ein nicht geringer 
Theil des Dorfes steht auf römischem Gemäuer, das namentlich um die Kirche herum, ferner in den 
»Buchsäckern«, der sogenannten »Säugass«. bei den Wohnungen am linken Ufer der Reppisch und 
in der »Vorstadt« massenhaft und von grosser Festigkeit zum Vorschein kommt. Es ist indessen 
unmöglich, nach den zufällig da und dort zum Vorschein gekommenen Mauerresten und nach den 
Muthmassungen der Dorfbewohner die Anordnung der Gebäude zu construiren. Auch die Ausgrabungen, 
die in den letzten Jahrzehenden theils zum Zwecke der Fundamentirung neuer Häuser theils zur Anlegung 
der Eisenbahn statthatten, waren für die Alterthumskunde von wenig Gewinn, da sie nur ein Wirrsal 
von Gemäuer bloss legten und etwa einen Einblick in ein Wohngemach gestatteten, aber wegen ihres 
geringen Umfanges kein Gebäude nach seiner ganzen Anlage zu Tage brachten. Wir müssen uns 
daher auf Angabe unserer eigenen bei öfterm Besuche des Ortes gemachten Wahrnehmungen beschränken. 
Das Material, aus welchem die Mauern aufgeführt sind, der dauerhafte Muschelsandstein, welcher 
aus den fast zwei Stunden entlegenen Steinbrüchen zu Würenlos, jenseits der Limmat, hiehergebracht 
wurde, gibt uns von der auf den Bau der Wohnungen verwendeten Sorgfalt ein hinlängliches Zeugniss. 
Ueberreste von Hypokausten wurden an vielen Punkten aufgedeckt. Gesimse, kleinere und grössere 
Tafeln von schön geschliffenem Jurakalkstein, womit Wände und Böden belegt waren, Räume, deren 
Fussboden aus kleinen in der Form des opus spicatum aufgestellten Backsteinen bestand, Stücke von 
bemalten Wänden und Fensterscheiben verkünden mit den Scherben von aretinischem Geschirr und 
Glasgefässen die Wohlhabenheit der Bewohner. Hausgeräthe verschiedener Art, das hier und da 
gefunden wurde, ist wieder verloren gegangen. Aus der geringen Zahl der in den letzten Jahren 
aufgehobenen Münzen lässt sich auf die Zeit des Bestehens und muthmasslichen Erlöschens dieser 
Ansiedelung kein Schluss ziehen; allein der Charakter der zu Tage geförderten Ueberreste weist der- 
selben entschieden das erste Jahrhundert als Gründungszeit an. 
Unter den vielen Dachziegeln, die nebst grossen von Hypokausten herrührenden Backsteinplatten,
	        

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