Volltext: Statistik der Römischen Ansiedelungen in der Ostschweiz

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Aus dem von einem Mitgliede der Gesellschaft, dem verstorbenen Ingenieur Ludwig Schulthess, 
und mir gemachten Aufzeichnungen, sowie aus einigen Angaben in dem Schreiben des Herrn Pfarrer 
Ulrich theilen wir hier den Sachbestand der Aufdeckungen in Kürze mit, indem wir die von dem 
erstern entworfenen Pläne in reducirtem Masse auf Taf. IX. und X. beifügen. 
Der 10 Fuss im Quadrat grosse Raum A ist mit einem Hypokaust versehen. Der untere Boden, 
auf welchem die Säulchen ruhen, besteht erstens aus einer Schicht Geröllsteine, die unserm Strassen- 
pflaster gleicht, zweitens aus einem, sehr feinen Sand enthaltenden, Kalkguss und drittens aus Back- 
steinen, welche auf die Kante gestellt und nach Art des opus spicatum geordnet sind. Auf dieser 
äusserst soliden, den Zudrang der Feuchtigkeit abhaltenden Unterlage stehen die 3‘ hohen und 2—3' 
von einander entfernten Sandsteinsäulchen, welche, mit einem Backsteine bedeckt, die 3— 4‘ langen 
und ebenso breiten Sandsteintafeln des obern Bodens (suspensura) nebst dem darauf gelegten 11“ 
dicken Ziegelcement-Estrich tragen. Alle vier Wände dieses Raumes waren mit Heizröhren bekleidet, 
welche einen Bestich von mehrfachem Kalkanstrich und zuletzt eine Bemalung von gelber und rother 
Farbe erhalten hatten. Von der Belegung mit Mosaik kamen im Schutte nur geringe Ueberreste 
zum Vorschein. 
Der Raum B ist in Absicht auf Grösse und Einrichtung dem oben beschriebenen ähnlich. Die 
Säulchen des Hypokaustes bestehen hier aus halbkreisförmigen, wagrecht auf einander gelegten Back- 
steinen. Die Decke derselben (suspensura) bilden grosse Backsteintafeln nebst einem Estriche. Auch 
hier fand man an allen vier Wänden Heizröhren und bemalte Wände. 
Der Raum C ist das zum Einheizen der beiden oben bezeichneten Räume bestimmte Lokal; es 
ist mit einem Estriche belegt, der auf gleicher Höhe mit dem untern Boden der Hypokauste liegt. 
Die Heizlöcher der Zimmer A und B sind bei a und b angebracht, aus Sandsteinquadern hergestellt, 
und haben nach Innen eine Verlängerung durch aufrechtstehende Sandsteintafeln. Die erhöhten und 
mit Steinplatten eingefassten Behälter c und d, welche mit Asche und Kohle ‚angefüllt waren, dienten 
ohne allen Zweifel zur Aufnahme der aus den Hypokausten gezogenen Asche. Verschiedene Umstände 
liessen uns in diesem Gemache die Küche des Hauses erkennen. 
Der mit einem Estrich ‘belegte, auf gleicher Ebene mit den Hypokaustböden liegende Raum D 
enthält in einem Nebenzimmer ein kleines, 5‘ breites und 8‘ langes Schwitzgemach. £ Der Fussboden 
des Tetztern bestand aus Backsteinplatten, welche auf aufrecht gestellten grössern Backsteinplatten 
ruhten. An den zwei schmälern Seiten waren Heizröhren angebracht. Die Vorderseite dieses Zimmerchens 
mit der Einrichtung zum KEinfeuern war zerstört. 
Der mit einem Estrich belegte Raum ] ist 6‘ lang und 4‘ breit, an den Wänden mit Backsteinen 
bekleidet, ganz wie ein Badkasten gestaltet und ohne sichtbaren Eingang. Man muss von oben herab 
in denselben gestiegen sein. In einer Ecke bei e läuft ein bleiernes Rohr, welches zum Entlassen des 
Wassers diente, durch die Mauer hindurch. Das Zimmer war ohne Zweifel für warme Bäder bestimmt. 
In dem Raume F, welcher mit dem vorigen auf gleicher Höhe liegt, aber leider nur theilweise 
aufgedeckt wurde, vermuthete man ein Kaltwasserbad und nahm an, dass durch unterirdische Leitung 
von den vielen Quellen, die jetzt den Mühlteich speisen, das zum Baden nöthige Wasser in den Raum 
geleitet worden sei. Durch die bei f angebrachte mit zwei aufeinander liegenden Hohlziegeln gefütterte 
Oeffnung fand der Ablauf des Wassers Statt.
	        

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