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Auf den hier gefundenen Dachziegeln sind bis jetzt noch keine Legionszahlen bemerkt worden.
Die Reihe der hier gefundenen, theils in der Sammlung des Herrn Dr. Weidmann , theils in der
unsrigen befindlichen Münzen beginnen mit Augustus und enden mit den Constantinen. Nachgrabungen
haben hier nie stattgefunden, und es lässt sich daher über die Natur dieser Ansiedelung nichts
Bestimmtes sagen; allein wir glauben uns nicht zu irren, wenn wir in diesen sich weithin verzweigenden
soliden Mauern die Reste eines Cantonnements, des Winterquartiers einer Abtheilung Truppen vermuthen.
Dällikon., Am nördlichen Abhange des Altberges liegen oberhalb des Dorfes Dällikon, in den
sogenannten »Maueräckern«, etwa 50 Meter über der Thalsohle, dem Castell zu Buchs gerade gegen-
über, die Trümmer ansehnlicher römischer Gebäude, von denen zu drei verschiedenen Zeiten einzelne
Theile im Interesse der Alterthumskunde durch Nachgrabungen untersucht wurden. Die Veranlassung
zur Entdeckung. im Jahr 1789 war das Ausrinnen des zunächst oberhalb der Mühle liegenden Mühl-
teiches und eine zur Ermittelung der Ursache veranstaltete Ausgrabung. Ein Hypokaust, auf den
die Arbeiter stiessen, und der als solcher von dem Ortsgeistlichen sogleich erkannt wurde, bewogen
den Stellvertreter der Regierung in jenem Cantonstheile auf obrigkeitliche Unkosten die Aufdeckung
in umfassender Weise fortzusetzen. Das Ergebniss derselben wurde, wiewohl umständlich, doch nur
mündlich dem Rathe von Zürich mitgetheilt, und wir haben in höchstem Grade zu bedauern, dass
der im Auftrage desselben durch den ausgezeichneten Ingenieur und Mathematiker Fehr von Zürich
»verfertigte Riss nebst Beschreibung der gemachten Entdeckung, welcher der 1öbl. Stadtbibliothek über-
geben worden«, verloren gegangen ist. Die einzige Kunde von der Beschaffenheit des damals von
Schutt befreiten Gebäudes verdanken wir einem Briefe des eben erwähnten Geistlichen 1), welcher
mit aufmerksamem Auge den Fortgang der Arbeit verfolgte und über deren Ergebniss einem Freunde
Bericht erstattete. — Ohne von diesen ersten Ausgrabungen eine andere als höchst unbestimmte, sagen-
hafte, Kenntniss zu besitzen — denn der erwähnte Brief war noch nicht zum Vorschein gekommen —
beschloss im Jahr 1836 die antiquarische Gesellschaft, durch die Einladung einiger Dorfbewohner
dazu ermuntert, unterhalb der früher durchgegrabenen Stelle die Beschaffenheit und Verzweigung des
nur vom Rasen bedeckten Gemäuers durch Aufschürfung des Bodens zu untersuchen. In wenigen
Tagen war ein. System von 6‘ dicken aus Jurakalkstein, Tufstein, Backstein und Gerölle erbauten,
äusserst festen Mauern bloss gelegt, welche den nördlichen Theil der Anlage gebildet haben mussten.
(Siehe Tafel IX. Fig. 1.) Sechs Jahre später wurden die früher nur allzu flüchtig betriebenen Arbeiten
wieder aufgenommen und zwar höher am Abhange begonnen, wo man durch einen Trümmerhaufen
in ein unterirdisches Gemach blicken konnte. Erst als dieselben in vollem Gange waren, ergab sich
zu nicht geringer Ueberraschung der Anwesenden aus dem Inhalte des mehr erwähnten Briefes, welcher
in jenen Tagen wieder zum Vorschein gekommen war, dass man die im Jahr 1789 mit grosser
Sorgfalt abgedeckten und nach Wegnahme der Thürschwellen, Thürpfosten und brauchbaren Werk-
stücke wieder verschütteten Erdgeschosse römischer Gebäude mit grossen Unkosten zum zweiten Mal
auszugraben bemüht war. KEingetretenes Regenwetter und die leider nicht in Erfüllung gegangene
Hoffnung, dass auch der oben angeführte Riss sich irgendwo werde auffinden lassen, hatten die sofortige
Einstellung des Unternehmens zur Folge.
') Friedrich Salomon Ulrich, Kammerer des Regensperger Capitels