Volltext: Statistik der Römischen Ansiedelungen in der Ostschweiz

= 79 (AM) _ 
Strasse ruht dort auf festem Lehm und ist ein 9 breites, horizontales Steinbett, welches aus 22— 24" 
grossen, aufrecht gestellten Kieselsteinen besteht, deren Zwischenräume mit zerschlagenen Steinen 
ausgefüllt sind. Auf diese ungemein feste Unterlage sind Sand und ‚Kies aufgeschüttet. Die oberste 
Schicht, welche eine geringe Wölbung erkennen lässt, besteht aus reinerem Kies. 
Zwischen Kurzdorf und Langdorf überschritt die Römerstrasse die Murg, welche hier ihren Lauf 
öfter gewechselt und die Strassenbahn theils weggeschwemmt, theils mit Sand und Kies bedeckt hat. 
Als Zeugen des einstigen Ueberganges über den Fluss sind im Bette derselben eine Anzahl eichener 
Pfähle stehen geblieben, welche das Dasein einer hölzernen Brücke an dieser Stelle darthun. 
Tuttwil, Die römische Ansiedelung bei Bommershäusli gehört zu den am nächsten gegen 
das Gebirge gelegenen Ansiedelungen in der nordöstlichen Schweiz. Im Jahre 1803 oder 1804 wurde 
hier bei einer Grabung vor den Häusern ein‘ Stück einer bleiernen Wasserleitung aufgedeckt. Vor 
circa 15 Jahren stiess der Besitzer bei Anlegung eines Strässchens auf das Innere eines römischen 
Gebäudes mit bunt angestrichenen Mauern und fand Topfscherben und verschiedenes Eisengeräthe. 
Auch westlich von dem Hofe kommt Gemäuer vor. (Bericht des Herrn Dekan Pupikofer.) 
Widenhub, unweit Waldkirch. Im Jahr 1832 wurde am Saum eines Wäldchens ein Topf heraus- 
gepflügt, welcher über 5000 sehr gut erhaltene Silbermünzen aus dem Zeitraume vom Jahr 69—259 
n. Chr. enthielt. Die ältesten sind nämlich unter Vitellius, die spätesten unter Licinius Valerianus 
geprägt. Dieses Geld scheint während der Regierungszeit des letztgenannten Kaisers, unter welchem 
die Germanen von Neuem den Grenzwall durchbrachen und in das römische Gebiet einfielen, ver- 
graben worden zu sein *). 
Zug, Schwyz, Uri, Unterwalden, 
In allen diesen Cantonen ist, die Häuserreste auf der dem Kloster Einsiedeln gehörenden Insel 
Ufenau im Zürichersee ausgenommen, keine Spur einer römischen Ansiedelung entdeckt worden, ohne 
dass man desshalb zu der Annahme berechtigt ist, dass der ungemein fruchtbare Boden des erstern 
und verschiedene Theile des zweiten Cantons, wie die March und das Thal des Fleckens Schwyz, zur 
Römerzeit nicht bewohnt gewesen seien ?). Der Grund, dass in diesem Theile unsers Landes beweg- 
liche Alterthümer, wie Münzen und Geräthschaften, aber keine Reste von Wohnungen bisher bemerkt 
wurden, ist darin zu suchen, dass hier wie in andern waldreichen Gebirgsgegenden auch in römischer 
Zeit der Steinbau gegen den Fachwerk- und Holzbau zurücktrat, und desshalb die Ueberbleibsel der 
Wohnsitze im Laufe der Zeit sich verwischten. Ein anderer Grund liegt darin, dass da, wo der 
Boden nicht mit dem Pflug befahren, sondern als Weideplatz benutzt wird, allfällige Spuren von 
Niederlassungen unbemerkt bleiben. ‘Hiezu kommt noch, dass am Fusse der Berge Reste verlassener 
') Vopise. Tacit.: »Nam limitem transrhenanum Germani rupisse dicuntur, 0CCupasse urbes validas, nobiles, divites 
et potentes.« Ueber diesen Münzfund siehe den Bericht von Daniel Meyer. St. Gallen 1831. 
?) Auf das einstige Dasein einer rätischen Bevölkerung im ganzen Alpengebirge haben wir bei der Beschreibung des 
Pfahlbaus von Zug Bd. XIV. S. 158 aufmerksam gemacht.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.