Volltext: Statistik der Römischen Ansiedelungen in der Ostschweiz

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oberhalb der Ziegelhütte heisst »Heerenziegler«. Hier kommen theils im Weinberge selbst, 720 Fuss 
nördlich von der Strasse und 50 Fuss über derselben, theils in dem unterhalb derselben liegenden 
Ackerfelde römisches Gemäuer mit Resten von Hypokausten und Stücken von Dachziegeln vor, welche 
über etwa 3/, Juchart zerstreut liegen. Keine dieser beiden Stellen ist bis jetzt untersucht, allein an 
der letztern im Jahr 1850 ein blgierner Sarg ausgegraben worden von der Form eines länglichen 
Kastens und 236 @. Gewicht. Unten. war er offen, aber auf ein eichenes Brett befestigt. Ausser 
einigen Resten des Skelettes fand man nichts als eine Anzahl eiserner Nägel darin. Siehe Thurgauer- 
zeitung, 7. Dec. 1850 (Bericht des Herrn Dekan Mörikofer). 
Bleisärge aus römischer Zeit, die in Frankreich nicht selten und in England noch ‘häufiger vor- 
kommen, sind beschrieben in Wrights’ History of the early Inhabitants of Britain p. 313. 
Im Jahr 1862 wurde ein hübsches, gut erhaltenes Mercurbild von circa 4” Höhe in dieser Gegend 
gefunden. (Siehe Taf. V. Fig. 1.) 
Unter-Schlatt. Nördlich von diesem Dorfe befindet sich eine Anhöhe, Itelburg genannt, welche 
oben bepflügt wird, am steilen Westabhange aber mit Reben bepflanzt ist. Der Weingarten, auf dessen 
Oberfläche Stücke von Dachziegeln zerstreut liegen, bedeckt das sehr feste Mauerwerk eines oder 
einiger römischer Gebäude, unter deren Trümmern Anfangs des vorigen Jahrhunderts ein bronzenes 
Mercurbild gefunden wurde. Im Jahre 1840 entblösste der Kigenthümer die Ecken mehrerer Gemächer, 
einen Herd und eine steinerne Treppe, auf der man von einer Terrasse zur andern gelangte, und 
fand bei dieser Arbeit verschiedene Gegenstände von Eisen und Erz, unter den letztern einen Teller 
von Bronze, den er mir überliess. Zu weiterer Aufdeckung war er nicht zu bewegen. Dagegen 
öffnete er mir auf der Anhöhe, wo sich der Begräbnissplatz der Ansiedelung befand, ein Paar Gräber, 
deren Wände aus trocken auf einander gelegten Feldsteinen errichtet waren. In einem derselben 
kam ein bronzener Spiral-Armring zum Vorschein. Die Lokalität, auf welcher die Gräber liegen, 
heisst Schelmenacker. (Siehe Taf. IV. Fig. 7 u. 8.) 
Sitterdorf. Nördlich von demjenigen Theile des Dorfes Sitterdorf, welcher Ebnat heisst, befinden 
sich am obern Ende einer nach der Kirche dieses Dorfes abfallenden Fläche auf- einer »Killwiese« 
genannten Localität die Ueberreste eines römischen Gebäudes, das einen freien Blick nach dem Thur- 
thale und dem Gebirge gewährte. Im Winter 1859 auf 60 wurde ein Theil des Gebäudes, welcher 
12 kleinere und grössere Gemächer enthielt, abgedeckt. (Siehe Taf. VI. Fig. 1.) Die Länge der nörd- 
lichen Umfangsmauer betrug 60‘, die Dicke derselben 21/2‘, diejenige der Scheidemauern 2‘. Unter 
sämmtlichen Mauern war, wie man glaubt, um dem lockern Boden mehr Festigkeit zu geben, ein Pflaster- 
boden aus Kieselsteinen angelegt. Um die in den Gemächern auszubreitenden Estriche in horizontaler 
Lage zu erhalten, hatte man in den Räumen b, g, k quer laufende Unterzugsmauern angebracht. 
In einem Gemache bestand der Fussboden aus Backsteinen, in den andern aus einem Gusse von Kalk 
mit kleinen Kieselsteinchen und zerstossenen Ziegeln, in andern aus demselben Material, ohne Zusatz 
der Ziegelstücke. Die Räume d, /; g waren heizbar und enthielten noch einige Hypokaustpfeilerchen 
aus Sandstein, die wie gewöhnlich oben und unten quadratisch, in der Mitte, wo sie dünner werden, 
rundlich. zugehauen sind. Auffallender Weise war im erstgenannten Raume die südliche Scheidemauer 
aus Lehm und Steinen aufgeführt. Alle vier Wände des Raumes waren mit dünnen, durch die 
bekannten T Nägel befestigten Ziegelplatten belegt.
	        

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