Volltext: Statistik der Römischen Ansiedelungen in der Ostschweiz

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Trümmer dieser Villa sind schon vor 30 Jahren entdeckt worden. Was damals gefunden wurde, 
stellte sich als einen 4‘ tiefen Keller dar, in welchem ziemlich viel Wandmalerei, Leistenziegel und 
Heizröhren, verschlacktes Eisen, sogar verschlackte Steine, Glas- und Thonscherben,; ein eiserner 
Hundskopf (die Handhabe eines Schlüssels) und andere Dinge unter den zusammengestürzten Mauern 
verschüttet lagen. Die Abbildung: des Schlüssels siehe auf Taf, IV. Fig. 5. Eine aretinische Schale 
trägt‘ den Töpfernamen Paulinianus. Die Mauern des Gebäudes bestanden aus Feldsteinen. Eine 
nahe Quelle war durch eine Leitung aus zugerichteten Steinen nach der Wohnung geführt. Ohne allen 
Zweifel lief eine Verbindungsstrasse zwischen Burg Stein, dem Castrum Exientia . und Vitudurum an 
dieser Ansiedelung vorbei. 
Im frühern Mittelalter stand auf dem Schlossacker ein Hof mit dem seltsamen Namen Walpitalo, 
nach welchem ein Geschlecht wehrständischer Dienstmänner des Klosters Einsiedeln sich nannte, zu 
dessen ersten Erwerbungen die Gegend gehörte. Der Hof ward wüste in der Mitte des vorigen Jahr- 
hunderts; gegenwärtig ist er wieder angebaut und bewohnt unter dem Namen Grünegg. 
Zu bemerken ist, dass auf dem flachen. Bergrücken , zwischen Stein und Thur, deutliche Spuren 
des Pfluges da zu erkennen sind, wo jetzt Tannenwald steht. 
Die südwestlich von Steinegg gelegene. römische Ansiedelung befand sich in der Nähe des kleinen 
zu Steinegg gehörenden Sees, da wo der Abhang des Berges in der Ebene sich verflacht. Sie wurde 
als solche erst erkannt und untersucht, als schon ein bedeutender Theil der Trümmer verschwunden 
war. Das Gebäude war genau viereckig, mass 120 Fuss auf jeder Seite, und war ebenfalls aus Feld- 
steinen erbaut. Die Abdeckung desselben lieferte eine grosse Menge Thonscherben, viele eiserne 
Nägel, verschlacktes Eisen, Dachziegel und Stücke eines Estriches. Der merkwürdigste Fund ist ein 
weiblicher, ziemlich roh aus Standstein gehauener, mit einem Diadem geschmückter Kopf, dessen 
Haare über der Stirn in einen Knoten zusammengebunden sind. Es ist unverkennbar das Bild der 
Isis und das einzige Stück Bildhauerarbeit, das östlich von der Limmat gefunden wurde. Der Behand- 
lung nach scheint es von demselben Künstler herzurühren, der das auf dem Lindenhof in Zürich 
gefundene Fortunabild (siehe erste Abtheilung S. 285) verfertigte. (Taf. IV. Fig. 6.) Ueber den Isis- 
dienst in unserer Gegend siehe die Inschrift von Wettingen in Mommsen’s Inscr. No. 241. (Nach der 
Mittheilung im Anzeiger für schweiz. Gesch. und Alterth. 1861 S. 32 von Herrn Major Zeerleder.) 
Oberkirch, Auf der Anhöhe, östlich von Frauenfeld, wo die alte Pfarrkirche dieser Stadt liegt, 
kommen nördlich von den Häusern römisches. Gemäuer, Bruchstücke von Dachziegeln und von Heiz- 
röhren vor. Die Umfangsmauern der römischen Gebäude erstrecken sich von der Kirche weg bis an 
200 Fuss unterhalb derselben, und scheinen auch dort nicht auszugehen. Reste von Estrichböden 
und. von Wasserleitungen deuten nebst zerstörten. Hypokausten auf wohleingerichtete Wohnungen hin. 
Ober-Mauren, Dieser Ort liegt am Fusse des Hügelzuges, unterhalb welchem die römische Heer- 
strasse hinzieht. Auf der terrassenartigen, »Hagerberg« heissenden Erhöhung liegen die Trümmer 
einer römischen Ansiedelung, wie das hier befindliche Gemäuer, die Reste eines Zimmerbodens aus 
kleinen Backsteinen, Fragmente von Dachziegeln, Scherben von Töpfen und ein Mühlestein, der im 
Jahr 1838 ausgegraben wurde, beweisen. 
Pfyn, (Ueber das Castell siehe den ersten Theil dieser Schrift.) Der eine Viertelstunde von Pfyn, 
nördlich von der nach Müllheim führenden Strasse — der alten Römerstrasse — gelegene Weinberg
	        

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