Volltext: Statistik der Römischen Ansiedelungen in der Ostschweiz

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Böden theils mit Hypokausten versehen, theils mit Estrichen belegt waren; und innerhalb derselben 
eine Menge Bruchstücke von Ziegeln, nebst Münzen, Eisengeräthe und Töpfergeschirr verschiedener 
Art. — Der Name Kempraten scheint aus Centumprata 1) entstanden. zu sein. Indessen ist nicht zu 
vergessen, dass die mittelalterlichen Notare, namentlich die geistlichen, am Latinisiren von Ortsnamen 
besondern Gefallen fanden. Kine Viertelstunde westlich von Kempraten wurden auf der Anhöhe 
»Gubel«, hundert Schritte von der römischen Strasse, in den Jahren 1689 und 1690 zwei irdene. Töpfe 
ausgegraben, die zusammen 3600— 4000 Stücke kupferner, grösstentheils versilberter Münzen ent- 
hielten, von denen die ältesten unter Valerian, die jüngsten unter Tacitus und Florian, + 276, geprägt 
worden sind. 
Mels., Eine Viertelstunde östlich von diesem Orte erhebt sich aus der Thalebene ein kleiner 
Hügel, Castels genannt, auf welchem bei Grabungen celtische Geräthschaften aus Bronze, auch 
römische Dinge aus Eisen, ferner Mühlsteine, Glaskorallen, Topfscherben in grösster Menge und eine 
römische Münze gefunden wurden. Da aber Gemäuer bis jetzt noch nicht entdeckt worden, wäre es 
zu gewagt, diesen Namen auf ein römisches Castell zu beziehen ?). 
Wenige Minuten nordwestlich von Mels steht ein durch ein kleines Thal vom Gebirge abgetrennter 
Felsrücken , der ebenfalls den Namen Castels trägt und schon dadurch merkwürdig ist, dass aus dem. 
Gestein, aus dem er besteht, schon in römischer Zeit Mühlsteine gehauen wurden. (Siehe zweite 
Abtheilung S. 54.) Auf dem untern, gratartigen Absatze des Hügels finden sich, wo immer man 
gräbt, Asche und Kohlen, Knochen, Eisenschlacken und ungeschmolzenes Eisenerz, eine zahllose Menge 
kleiner Fragmente celtischer und römischer Geschirre, ferner Bruchstücke von Bronze- und Eisen- 
geräthschaften, gebrauchte und ungebrauchte Mühlsteine; auch ist ein Becken aus buntem Sandstein, 
der in der Gegend von Basel bricht, hier ausgegraben worden. 
Auf der Spitze des Berges kommen Mauerreste vor, deren Alter nicht zu ermitteln ist; ferner 
sind ein gebrauchter Mühlstein und mehrere eiserne Speerspitzen hier aufgehoben worden. 
Die nähere Kenntniss dieser Oertlichkeit verdanken wir den emsigen Forschern Herrn Caplan 
Zimmermann in Mels und Herrn P. Immler. welche zu wiederholten Malen auf dieser Höhe Nach- 
grabungen vornahmen. 
_ Im Dorfe Mels selbst, namentlich beim Capuzinerkloster, sind römische Münzen und Lanzen- 
spitzen, auch in den 30ger Jahren in dem nahen Dörfchen Plons ein aus Steinplatten ausgelegtes und 
mit solchen bedecktes Grab, welches ein Gerippe mit bronzenen Beigaben enthielt, gefunden worden. 
Ragaz. Unter den Trümmern der mittelalterlichen Burg Freudenberg befindet sich der 
Rest eines starken Thurmes, dessen Mauern 7‘ 8‘ dick sind, besteht aus mehr oder weniger 
zugerichteten, in Schichten gelegten Steinen, an den Ecken aus Quadern mit Randbeschlag und stark 
hervortretenden Bossen. Die Arbeit ist desshalb merkwürdig, weil bei dem 25’ hohen‘ Unterbau, auf 
welchen später ein kunstlos ausgeführtes oberes Stockwerk aufgesetzt wurde, ein stark mit Ziegel- 
') Urk. v. St. Gallen vom Jahr 744 »in loco qtıi dicitur centoprata«. 
*) Es ist zu bemerken, dass, sowie im deutschen Gebiete die Benennung Schloss sich nicht immer auf Reste eines 
schlossärtigen Gebäudes bezieht , so im romanischen der so häufig vorkommende Ausdruck Castels nur eine über die Umgebung: 
frei hervortretende Localität bezeichnet.
	        

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