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für sie aus. Sie weinte vor Gram und Zorn und er weinte
mit ihr und gelobte, daß er nicht mehr mit der Gabrieli
auf den Ball gehen werde, aber sie solle nicht verlangen,
daß er sich von ihr trenne, das gehe über seine Kräfte. Als
ein zweiter Maskenball angesagt wurde, kam eine Gräfin zur
Kaunitz, welche viele Freundschaft für sie hatte, und bot ihr
au sie zu begleiten. Graf Ernst hielt Wort, er ging mit
den Damen im Domino auf den Ball, auc< die Gabrieli
erschien in Männertracht, aber er sprach nicht mit ihr und
hielt sich fern. Aber Leopoldine wußte, daß er noh in sie
verliebt sei. Es kamen Stunden, wo sie wüthend über ihn
war, und dann andere, wo sie ihn beklagte und sich mit der
Hoffnung tröstete, daß sie beide noch glü>lich werden könnten.
Wenn Eleonore ihren Mann in den sc<ärfsten Ausdrüen
verurtheilte, erwiederte sie: „Das hat er alles von seinem
Vater, dieser hat jezt ein Verhältniß mit einer anderen
Frau und schreibt uns zärtlihe Grüße für die Amici; diese
singt hier in allen Häusern, denkt nicht daran sich zu ver-
heiraten und lacht uns alle aus ).“
Leopoldine setzte ihre Hoffnung nur noch auf eine baldige
Abreise. König Ferdinand sollte die österreichische Erzherzogin
Josepha heiraten und die Kaunitz nach Wien berufen werden,
um der Verlobung beizuwohnen und die Braut nach Italien
zu begleiten. Aber Woche für Woche, Monat für Monat
verging ohne eine Nachricht. Ende März war es gewiß,
daß sie abreisen würden, erst am 9. Mai brachte ihnen ein
2) Leopoldine Kaunitz an Eleonore, Neapel 21. Octob., 4. Nov.,
9. Decemb. 1766; 7., 10., 24. Februar, 21., 24. März 1767.