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an. Wenn er bei einem Hoffeste erscheinen mußte, ließ er
sich oft 15 bis 16 Paar Handschuhe übereinander anziehen.
Der zweite Sohn Karl war für den Thron in Spanien be-
stimmt und seit 1765 mit der Prinzessin Luise von Parma
verheiratet. Prinz Ferdinand war in seinen Kinderjahren
s<wach und kränklich und der König hatte befohlen, ihn so
wenig als möglich geistig anzustrengen und zunächst für die
körperliche Entwiklung zu sorgen. Die Erziehung desselben
war deswegen nach jeder Richtung hin vernachlässigt. Er
sprach keine andere Sprache als seine neapolitanische Mund-
art. Er verstand etwas französisch und sprach für den Noth-
fall auch einige Sätze, aber er vermied überhaupt jedes ein-
gehende Gespräch. Die Briefe , die sich Vater und Sohn
schrieben, betrafen auch nicht die Politik, sondern nur die
Jagd, wo und wie viel sie geschossen hatten.
Die Regierung war in Neapel vem Marquis Tanucci
überlassen, dessen Autorität alle Gewalt der anderen Minister
überragte. König Karl hatte ihn als Professor der Rechte
in Pisa kennen gelernt und ihn nah Neapel gebracht. Ta-
nucci war erster Staatssecretär. Seinem Amte nach sollte
er nur die auswärtigen Angelegenheiten und die Leitung des
königlichen Hauses versehen, aber durch die Gunst des Königs
und die Unfähigkeit der anderen Minister, von denen der
jüngste über 60 Jahre zählte, war er thatsächlich Premier-
minister und Regent im Königreiche. Wie Bombal in Por-
tugal, Aranda in Spanien, wollte er eine feste Autorität der
Staats8gewalt begründen und die Privilegien des Adels und
der Geistlichkeit vernichten; de8wegen wurde er von diesen
ebenso gehaßt als gefürchtet und mehr als einmal versuchten
sie, ihn zu stürzen. Auch sein Aeußeres gefiel nicht, denn