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eigenwillig. Seine gelehrten Erzieher Condillac und Mably
hatten ihn zu einem Philosophen heranbilden wollen, aber
der Herzog wurde ein Wollüstling und Betbruder. Zur Zeit
seiner Heirat waren seine vornehmsten Passionen: Kastanien
zu braten, auf alle Glo>kenthürme zu steigen und die Glocken
zu läuten. Das Beste war noch an ihm, daß er den Fran-
zosen du Tillot, später Marquis von Felino, regieren ließ.
Tillot reformirte in Parma wie Pombal in Portugal und
Tanucci in Neapel; er vertrieb die Zesuiten, hob die über-
flüssigen Klöster auf, begünstigte vie Bauern und erntete da-
für den Haß des Adels und der Geistlichkeit. Maria The-
resia kannte die Verhältnisse genau und empfahl ihrer Tochter
besondere Klugheit und Zurückhaltung: „Vergleiche niemals",
schrieb sie in einer besonderen Instruction, „die Dinge in
Parma mit jenen in Wien; du bist dort eine Fremde und
Untergebene; wenn du auch älter bist als dein Gemal und
Herr, lasse nie den Verdacht auffommen, daß du herrschen
willst. Der Hof von Parma ist sehr anständig und schilich
eingerichtet. Richte dich nach dem Herkommen und ändere
nichts, bevor du nicht überzeugt bist, daß der Wechsel Besseres
bringt und daß er deinem Gemal recht ist. Du weißt, daß
wir alle unseren Männern untergeben und ihnen Gehorsam
schuldig sind. Alles Glü> der Ehe besteht im Vertrauen
und wechselseitiger Gefälligkeit. Die thörichte Liebe vergeht
bald, aber man muß sich achten und einander nüßlich sein ;
man muß der Freund des anderen werden, um in der Che
glülich zu sein. Du Tillot ist der Minister des Zufanten ;
er ist ein Fremder, denkt nur an das Wohl seines Herrn;
er hat viele Feinde, aber sie lassen ihm die Gerechtigkeit
widerfahren, daß er gut und ehrlich dient. Höre keine Reden