Volltext: Fürstin Eleonore Liechtenstein

-- 44 --- 
Die Briefe ihrer Schwester zeigen eine Frau von ver- 
ständigem Geiste. Sie zittert für Eleonore, läßt es aber 
nicht merken; sie bittet um ihr Vertrauen, mahnt sie zur 
Ruhe, preist isren Maun und weiß mit süßen Worten und 
ernstey Liebe d.,e Schatten zu bannen. „34 bewundere“, 
schrieb sie im December 1765, „dein Recht8gefühl und deine 
Unschuld in diesem Abenteuer ; dein Mann hatte jedo< aus 
dem Briefentwurfe erkennen müssen, daß du kein Verhältniß 
mit Odonell hafr; aber seine Eifersucht ist ein Beweis, wie 
sehr er dich liebt. Diese Gattung Leute wie Odonell lieben 
nur vorübergehend; wenn du nicht aus deiner Pflicht heraus- 
gehst, wird er bald eine andere lieben und dich nicht mehr 
beunruhigen.“ Am 4. Februar 1766: „Unsere Einbildungs- 
kraft führt uns immer neue Gedanken und Wünsche vor; es 
ist an uns, sie zu verwerfen und zu zerstören; vielleicht ist 
das hart, aber wir wären keine Menschen mehr, wenn wir 
nicht zu kämpfen hätten. Meine Achtung vor dir ist nicht 
verringert, im Gegentheil gesteigert, wenn es überhaupt mög- 
lich wäre, dir mehr zugethan zu sein; ich würde mein Leben 
und alles, was ich besige, hingeben, um dich glücklich zu 
machen.“ Am-41. März 1766: „Die Ruhe des Gemüthes 
ist die größte Gnade, die wir von Gott erflehen können, aber 
wir sind nicht dazu auf die Welt gekommen; das Leben ist 
ein Kampf und wir müssen arbeiten ohne Unterlaß.“ Und 
am 15. März: „Glaube nicht, liebe Schwester , daß eine 
Herzensneigung unentschieden bleiben kann; sie schreitet vor, 
ohne daß wir es wahrnehmen und plötzlich finden wir uns 
vor einem Abgrund, während wir glauben, davon entfernt zu 
sein; eine Frau, welche merken läßt, daß sie liebt, wird von 
diesem Augenbli>ke an schwach und hat dann nur wenig
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.