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gehört, aber er zog troß der mannichfaltigen Neigungen zur
Aufklärung immer weitere Kreise und öffnete eine Kluft, in
welcher ein großer Theil der Zosephinischen Reformen be-
graben wurde.
So lange Maria Theresia lebte, hat die politische Strö-
mung das gesellschaftliche Leben des Adels nicht gestört. Wer
vermöchte dieses heitere, innerlich bewegte Leben mit seinen
Reizen und Genüssen zu schildern? Wir erkennen es nur
aus den Briefen und Bildern jener Zeit. Im Frühjahre,
wenn der Hof nac<h Laxenburg ging, zerstreute sich die ganze
vornehme Gesellschaft in die Bäder und Schlösser. In
fröhlichen Zügen streiften Herren und Frauen durch Park
und Wald, über Felder und Wiesen, bald zu Fuß , bald zu
Pferd, bald zum Vergnügen, bald um einen Besuch zu
machen. Die Corridore und Säle hallten wider von Musik
und Gesang, von neckischen Scherzen und fröhlichem Ge-
löchter, von Tanz und Spiel. An einsamen Tagen, wo auch
die besten Wege nicht fahrbar waren, rückte alles zusammen
und brachte so viel Unterhaltung, daß die Zeit rasch ver-
ging. Gewiß war in diesem Leben viel kindische Lust und
Ausgelassenheit aber es spielten auch heftige Kämpfe und
Leidenschaften, Neigung und Abneigung. Leid und Entsagung
aller Art hinein.
Eleonore war im Sommer 1766 im Sclosse Sieren-
dorf bei Colloredo, in Zarmeritz bei Kaunitz, und seit dem
12. Zuli auf ihrem Gute Meserits<. Fürst Aloys von
Oettingen besuchte damals seine Tochter in ihrer neuen Hei-
mat und freute sich seiner Enkelin Zosepha und des kleinen
Enkels, welchen Eleonore ein Zahr früher in Wien zur
Welt gebracht hatte. Wie immer klagte der Fürst über seine