Volltext: Fürstin Eleonore Liechtenstein

Christine sehr zugethan, aber sie traute ihr nicht recht, hielt 
sie für intriguant und eigenwillig; erst in späteren Jahren 
nahm sie die Freundschaft, welche ihr die wahrhaft edle Frau 
entgegentrug, mit offenem Herzen auf und blieb ihr durch 
das ganze Leben getreu. Eleonore hatte immer eine gewisse 
Scheu vor dem Hofe und dem Hofleben. Als sie nach Laxen- 
burg eingeladen wurde, schrieb sie: „Ich hätte mich gern dis- 
pensirt, aber ich fand keine Ausrede; wenn ich bei Hofe leben 
müßte, wäre das ein Mittel, mich in die andere Welt zu 
schien ; welcher Zwang, welche Verlegenheit, welche Lange- 
weile; niemals kann man das sagen, was man denkt, was 
man fühlt *).“ Aber sie unterhielt sich doc<, wenn sie mit 
den glänzenden schönen Frauen durch den Garten ging, oder 
wenn Abends die Erzherzoginnen Elisabeth und Amalie kleine 
Leder und Arien sangen. Weil Maria Theresia merken 
ließ, wie sehr es sie freue, wenn man die junge Kaiserin 
Josepha in Baden besuchte, fuhr Eleonore mit mehreren 
Damen hinaus und leistete der vereinsamten und stillen Frau 
Gesellschaft. 
Wie verschieden war dieses Adelsleben von jenem des 
17. Jahrhunderts und von dem unserer Tage. Man hörte 
nichts von den wüsten Gelagen, von den wilden nächtlichen 
Ritten, von denen uns die Chroniken nach der Zeit des 
dreißigjährigen Krieges erzählen; man hörte auch nichts von 
der Frivolität und Raffinirtheit des französischen Adels am 
Hofe Ludwigs 2%. Wohl war noch die Vococozeit mit 
ihrem fofetten Treiben und ihren süßmatten Spielen in der 
Blüthe, aber alles hatte eine feine, glatte Form angenom- 
1!) Eleonore an Leopoldine, 26. Juni 1766. 
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AP.
	        

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