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hatte es aber dabei vielmehr auf die Gräfin abgesehen.
Maria ZI Gveresia hatte nämlich ihre Tochter Zoseyha für den
jungen Fönig Ferdinand von Neapel bestimmt. Beide waren
1751 g-boren, also damals noch Kinder, die Vermälung sollte
erst in einigen Jahren geschehen, aber Leopoldine Kaunitz nach
Neapel vorausgehen, sich in die Verhältnisse einleben , beob-
achten, berichten und eiust die Freundin und Rathgeberin der
jungen Königin werden. „Du wirst müssen“, sagte die Kaiserin
im vertraulichen Gespräch, „eine geheime Correspondenz mit
mir führen und mir Relation geben von Allem, was passirt,
von allen kleinen Particularitäten ; mein Gott, sie sind so
jung, der König und sie.“ Sie sah die Gräfin im Winter
1764 mehrmals in der Wohnung der Gräfin Paar und befahl
ihr no<h am Tag der Abreise, jeden Monat zu schreiben und
ihr Nachricht über den Charakter und die Entwicklung des
jungen Königs zu geben, aber sie möge die Briefe nach Rom
schien , denn in Neapel würden alle Briefe geöffnet. Die
Kaunitz hatte im Fasching ihre Reisevorbereitungen getroffen,
anfangs März wurde ihr Mann zum Gesandten für Neapel
ernannt, und am 29. März 1764 reisten sie von Wien fort
nach Venedig und Rom, wo sie die Osterwoche zubrachten
und den päpstlichen Segen erhielten. Das katholische Gefühl
der Gräfin erhob sich, als sie am Gründonnerstag im schwar-
zen Schleier am Grabe des heil. Petrus kniete und den Papst
das Miserere singen hörte. Die Kaunitz lernten auch einen
Theil der römischen Gesells<aft kennen. Besonders machte
sich der Kardinal Albani, der Beschützer Winkelmanns, um
sie zu schaffen. Er gab ihnen zu Ehren in seiner Villa ein
') Leopoldine an Eleonore, 16. September 1763.
Wolf, Eleonore Liechtenstein.
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