Volltext: Fürstin Eleonore Liechtenstein

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desto mehr Milde und Resignation kam in sie. „I< trachte"“, 
sagte sie 1801, „meine Rolle dahin zu spielen: durch Gebet, 
Sanftmuth und Schonung alles zu betrachten und auf das Gute 
zu wirken." Und 1803: „Mein Gott, was uns das Alter 
bringt, nicht allein den Verlust der Freunde, der Zeitgenossen, 
der Kinder, welche anderen Bestimmungen folgen, sondern 
auch den Verlust der Gesundheit, die Kraft der Sinne. Was 
bleibt? I< weiß wohl, vier Bretter in der kleinen Kammer 
zu Krumau; aber diesen Weg müssen alle Sterblihen machen, 
man muß sich dies nur öfter sagen, um besser vorbereitet zu 
sein.“ Den Enkeln, welche sie noh im Leben gekannt haben, 
erschien die alte Frau mit ihrem strengen, faltigen Gesicht, 
mit ihren weißen Lo>en und blizenden Augen wie eine Ge- 
stalt aus einer verklungenen , vergessenen Zeit. Wie die 
Sibylle auf dem Bilde Kaulbachs, „die Blüthe Griechen- 
lands“, erschien sie mitten in der Bewegung ernst und still; 
mit sinnendem Bli> schaute sie zurü> in das, was gewesen, 
und wußte, daß ailes, was um sie lebt und wächst, nur eine 
neue Welle »er ewig flutenden Zeit ist. 
Das Geschi> hatte sie von Geburt an auf die Höhe 
des Lebens gestellt und alle Bedingungen des Glückes auf 
ihren Weg gelegt: Liebe und Freundschaft, Ehre und Reich- 
thum. Doc ist ihr wenig Glü> zu Theil geworden: ihr 
Charakter hatte neben glänzenden Lichtseiten viele Schatten- 
seiten, sie bestand einen fortwährenden Kampf mit sich und 
der Welt und ihre Seele war schwer zu befriedigen; aber 
sie starb mit dem frohen Bewußtsein, daß sie ihre Pflicht 
erfüllt, daß ihre Kinder ehrenhaft seien und ihr Stamm 
fortblühe. 
1806 im September hatte die Fürstin Eleonore ihrer
	        

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