Volltext: Fürstin Eleonore Liechtenstein

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ihr Leib, so kräftig und klar war ihre Seele. Alles Mystische, 
Dumpfe, Phantastische war ihr zuwider. Wie lachte sie über 
die Phantasten und Schwärmer in Wien, als in den siebziger 
Jahren Mesmer mit dem thierischen Magnetismus seinen 
Schwindel trieb, als Gall über die Schädellehre Vorlesungen 
hielt und der Abenteurer Casanova jo viele wundersüchtige 
Frauen begeistern konnte. Ebenso haßte Eleonore alle Ge- 
heimthuerei und Geheimbündlerei und wollte weder von den 
Freimaurern und ZUluminaten, noch von den Rosenkreuzern 
etwas wissen. 
In jungen Jahren hatte sie sich fröhlich und unbe- 
fangen in das Leben getaucht, später wurde sie vorsichtig, 
mißtrauisch, und ihr von Haus aus fester Charakter erhär- 
terte sich immer mehr. „I< bin eine Shwäbin, welche alle 
einen harten Kopf und festen Geist haben", äußerte sie ein- 
mal, „wo werde ich hinfommen mit meinem schwäbischen 
Kopf“, ein andermal. Sie hatte vor nichts Respect als vor 
der Wahrheit und Tugend ; Kronen und Würden imponirten 
ihr niht. Nichts konnte sie beugen, weder Kummer no< 
Leid; ir elastischer Geist richtete sih immer wieder auf. 
Die Gesellschaft, in der sie sich bewegte, rühmte ihre Ent- 
schiedenheit, ihre natürliche Weiblichkeit und Güte; aber man 
traute ihr nicht die rechte Theilnahme und Geduld für fremde 
Leiden 31. Sie schien dafür zu hart, zu rasch wechselnd, zu 
groß denkend, und doch lebte eine echte, warme Menschen- 
liebe, ein wohlwollender, barmherziger Siun und die frauen- 
hafte Sehnsucht nach Liebe und Vertrauen in ihr. Sie fand 
diese bei ihrer Schwester und Tochter. Das Vertrauen der 
Schwester hat sie gemäßigt und gebessert, die Liebe der 
Tochter einen verklärenden Glanz über ihr Leben ausgebreitet.
	        

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