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vor und nicht zurü, immer aus Furcht andere zu beleidigen.“
Einen politischen Einfluß hat Eleonore nicht geübt, selbst
unter Kaiser Joseph nicht; sie hat auch seine Gunst höchstens
für eine Ehren- oder Gnadensache in Anspruch genommen.
In der Revolutionszeit hat man ihrer antifranzösisc<en Ge-
sinnung ein großes Gewicht beigelegt, aber diese Gesinnung
wurde niemals herausfordernd oder agitatorisc<. Zu Ende
des Zahres 1212 sagte Napoleon zu dem österreichischen Ge-
neral Bubna : „aber die Weiber, eure Schreier, die Kaiserin.“
Dieser antwortete: „I< werde mich wohl hüten, S. Maje-
stät diesen Zweifel zu berichten, weil nichts den Charakter
meines Monarchen mehr verletzen könnte, als die Voraus-
sezung einer Möglichkeit, daß Frauen auf seine Entschließun-
gen einen Einfluß zu üben vermöchten.“
Eleonore war eine von den Naturen, die wie in Fa-
cetten geschliffen nach jeder Richtung eine andere Farbe
spiegeln und doch von keiner Seite ganz aufzufassen sind.
Alles war gesund an ihr, Körper und Geist, Verstand und
Phantasie. Mit ibrer eisernen Gesundheit hat sie alle
Mühen und Beschwerden des Frauenlebens leicht überstanden
und niemals war sie ernstlich krank. Als junge Frau ging
sie mit dem Gewehre in den Wald; nichts war ihr lieber
als ein frischer Marsch über Felder und Wiesen. Die
Fahrten na<h Mähren auf grundlosen Wegen, durch Regen
und Sturm, schädigten sie niht. Die Stadtluft drückte sie,
das Leben auf dem Lande gab ihr Kraft , Wohlsein , Unab-
hängigkeit. Noc< 1805 schrieb si2: „Das Leben auf dem
Lande ist das angenehmste, nübzlichste und unschuldigste, das
man führen kann.“ Auch in ihrem Garten in Wien und
Hietzing blieb sie den ganzen Tag im Freien. So gesund