Volltext: Fürstin Eleonore Liechtenstein

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drang bei ihren Kindern frühzeitig darauf, - daß sie deutsch 
denken, sprechen und schreiben lernten. Nach 1792 munterte 
sie ihre Tochter auf, deutsche Oriefe zu schreiben: „wenn 
du auch niht so gut schreibst als die Frau Herder, welche 
sich durc< ihr ganzes Leben geübt hat, und unter einem 
sol<hen Meister, wie ihr Mann ist.“ Zn ihrem aristokratischen 
Sinne wünschte sie jedo< nicht, daß einer ihrer Söhne ein 
Gelehrter oder Dichter werde: „das wäre gegen den Stand.“ 
Als ein junger Graf Rosenberg. ein episches Gedicht verfaßt 
hatte, in welchem er die österreichishen Helden idealisirte, 
den Erzherzog Karl als Agamemnon, Hobe als Ajax, seinen 
Vater als Diomedes, sc<rieb Eleonore; „i< möchte nicht 
solche Kinder haben, es ist nicht unser Genre.“ Und doch 
fühlte sie Glut und Leben in sich einströmen, als sie Eg- 
mont, Wallenstein, Wilhelm Tell im Theater sah. Nur das 
Pathetische, Ueberschwängli>e, Bilderreiche konnte sie nicht 
vertragen; niemals hat sie Jean Paul, der bei den jüngeren 
Frauen ihrer Umgebung so beliebt war, gelesen. Sie wies 
auch die Anfänge der romantischen Schule ab, troß der 
Kofetterie mit dem Ritterthum und dem Katholici8mus. 
Der geistigen Nichtung der Auffklärungszeit blieb sie 
besonders abgeneigt. Sie würdigte nicht einmal den Hu- 
manismus und die Popularisirung der geistigen Forschungen. 
Wie Zustus Möser konnte sie darüber spotten, „daß seit 
einiger Zeit die Menschenliebe Mode geworden“. Sie wies 
die Encyklopädisten ebenso ab, wie die deutschen Philosophen. 
Noch im Alter 1811 sagte sie: „Oc< hasse die Vhilosophie 
so stark, daß ich nicht einmal eine Widerlegung lesen mag.“ 
Sie ertrug nur die <ristlihe Philosophie eines Fenelon; 
noch in hohen Zahren las sie mit Vorliebe dessen „Briefe
	        

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