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während die Damen zwölf Stunden im Vorzimmer warte-
ten. Die Königin Karoline von Neapel kam dann heraus
und sagte ihnen verlegen, daß der Kaiser nicht wiederkehren,
sondern einen anderen Weg nach Paris einschlagen werde.
In Wahrheit aber hielt der Kaiser seine Hochzeitsnacht, zum
Aerger der Kammerfrau, welche ihn nicht in das Gemach
ihrer Herrin eintreten lassen wollte. „I< gestehe“, sagte
Eleonore, „diese Kammerfrau hat bescheidener und anstän-
diger gehandelt, als diese große, berühmte Persönlichkeit."
Was sie aus Paris hörte über den Haushalt der Kaiserin,
über deren rasche Französisirung, verringerte ihre Antipathie
gegen diese Heirat nicht. Metternich erzählte ihr im Iuli
von dem Unglü> bei dem Gartenfeste in Paris, wo die
Fürstin Pauline Schwarzenberg verbrannte und die Fürstin
Leyen solche Brandwunden erhielt, daß sie bald nachher starb.
Die Oesterreicher hatten dabei ihre Geistesgegenwart nicht
verloren: Fürst Metternich, der Vater des Staatskanzlers,
Fürst Eßterhazy, Wenzel Liechtenstein, der Sohn Eleonorens,
gingen ruhig aus dem brennenden Saal. Der Großherzog
von Würzbur“ . der Bruder des Kaisers Franz, hatte die
Königin von Neapel hinausgeführt, sebte sich aber sogleich
in seinen Reisewagen und war bis Würzburg in dem Glau-
ben, daß niemand etwas geschehen sei.
Eleonore lebte im Sommer 1810 in Wien und
brachte nur die heißen Wochen in einem Landhause in Meid-
ling zu, welches den Eßterhazy gehörte. Wien schien ihr
ganz verlassen. Ihr Sohn Wenzel war in Paris, Aloys bei
seinem Regimente, Moritz mit seiner Frau und die Harrach
in den böhmischen Bädern. Eine glänzende Gesellschaft hatte
sih im Juni in Karlsbad zusammengefunden: die Kaiserin
Wolf, Eleonore Liecbtenstein.
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