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Als Napokeon von Wien aus den Kirchenstaat mit dem
Königreich Ztalien vereinigte, rief Eleonore aus: „Was wird
no< kommen , ist noch kein Ende unserer Leiden.“ In der
allgemeinen Zerrüttung wandte sich ihr Geist immer mehr
den öffentlichen Dingen ab und versenkte sich in die stille
Betrachtung der Vergangenheit, in den Genuß der Familien-
freuden. „Ich sollte Dich weniger lieben“, schrieb sie ihrer
Tochter 9, „alle die Unruhe, die Sorgen , die Entbehrung,
die ich ferne von Dir fühle, sind ganz anderer Art, als was
ich sonst erfahren; deßwegen bin ich so wenig patriotisch,
habe so wenig Verständniß für alles Oeffentliche, daß ich nur
seusze und klage.“ Zu dem neuen Ministerium hatte sie
nur geringes Vertrauen, ja sie fällte wie Gentz die schärfsten
Urtheile über die Wiener Staatsmänner und die ganze Re-
gierung. Den Festen, welhe aus Anlaß der Vermälung
der Erzherzogin Marie Louise stattfanden, hielt sie sich ferne,
sie mochte nicht einmal die Stadtbeleuchtung sehen. „Die
kleine Frau“, sagte sie „ist ein wahres Opfer ; wie schre>lich
ist es, diesem Manne seine Tochter zu geben." Auch der
alte Metternich begriff die Politik seines Sohnes nicht.
Einige höhere Militärs, wie Hieronymus Colloredo, Klebels-
berg, Karl Palffy legten ihrem Unmuthe keine Zügel au,
während die Räthe des Kaisers diese Verbindung als ein
Glück für Oesterreih rühmten und Metternich selbst von
dem Erfolge ganz berauscht war*?). Eleonore erfuhr die
Scene in Compiegne, wo Napoleon seine Gemalin der kai-
serlichen Familie vorstellte und dann mit ihr verschwand,
2) 10. April 1810.
?) Genß' Tagebücher, 1., 236. Helfert, Marie Louise, 85.