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sondern das Frühjahr abwarten. Die deutschen Familien in
Wien, die Metternich, Truchseß u. a. sprachen mit Bewun-
derung von der preußischen Armee und hofften von ihr die
Erlösung Deutschlands; die anderen gingen zwar nicht so
weit, aber sie glaubten doch an einige Erfolge, an eine Zeit
des Widerstandes. Als das französische Bulletin die Ver-
nichtu" » der Armee bei Zena und Auerstädt verkündigte,
schrieb Eleonore: „Einen so heftigen, unglülichen Schlag
haben wir nicht erwartet; zu Grunde gerichtet, in das Ver-
derben o-ftürzt, vernichtet beim ersten Stoß , das schien uns
unglaublich * " Was nachfolgte, war noch ärger: der Rük-
zug der Heerestrümmer, die schmachvolle Uebergabe der Fe-
stungen, der Verlust des Landes b1s zur Oder und Weichsel.
Eleonore sah schon die Dynastie der Hohenzollern verjagt,
wie die Bourbonen in Neapel. Alle deutsch gesinnten Fa-
milien in Wien waren in Verzweiflung, sie hofften noch auf
eine Erhebung des Volkes und die Thätigkeit der Russen.
Sie waren überzeugt, daß die Franzosen in einem verlän-
gerten Kriege untergehen müßten, aber die Schlachten von
Preußisch-Eylau und Friedland vereitelten alle diese Hoff-
nungen. Am selben Tase, an welchem der österreichische Ge-
neral Stutterheim in Tilsit eintraf, um die bewaffnete Ver-
mittlung Oesterreichs anzubieten, schloß Preußen den Frieden
mit Frankreich, der es zerstücelte, demüthigte, die Hälfte des
Landes nahm und die andere der Willkür der Franzosen
preiSgab. Und mitten in Deutschland richtete Napoleon für
seinen leihtsinnigen Bruder, den ex schon im Herbste mit sich
geführt hatte, das Königreich Westphalen ein. Zeder Wider-
!) Eleonore an Josephine, 25. October 1806.