Volltext: Fürstin Eleonore Liechtenstein

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tief.“ Die Stiftung der österreichischen Kaiserwürde, selbst 
die Aussicht auf einen nahen Krieg gegen den gehaßten Na- 
poleon ließen sie gleichgiltig. Wie Gentz war sie der Ueber- 
zeuguna, daß nur Unfähige das Heft in der Hand hatten und 
die Besten ohne Einfluß waren. Erzherzog Karl war aus dem 
Ministerium getreten und widerrieth den Krieg. Auch Johannes 
Liechtenstein ging nicht zur Armee, wie er sagte, aus Gesund- 
heitsrücsichten, aber in Wahrheit, weil er fürchtete, daß die 
Dinge schlecht gehen würden. Eleonore schrieb im Sommer 
1805: „In allen Kreisen herrscht eine feste Zuversicht auf 
Erfolg; wenn ich aber dabei an Bonaparte, an sein Glück, 
sein Genie, seine Lilfsquellen denke und diese mit den unsrigen 
vergleiche, wenn ich an meine drei Söhne, an unsere Armee, 
an unser Land denke, so wage ich kaum zu athmen; Gott 
stehe uns bei.“ Während ihre Söhne anfangs August zur 
deutschen Armee einrüFten, Moritz als Generalmajor, Aloys 
als Oberstlientenant und Wenzel als Rittmeister, ging die 
Mutter wieder einmal nach Krumau und Meseritsc<. Krumau 
hatte sie seit sechszehn Jahren nicht wieder gesehen, und der 
Anbli> und die Erinnerung berührten sie tief; aber sie freute 
fich doch über ihre Schwiegertochter und deren Kinder, nament- 
lich über den Enkel Karl, der nun bereits fünfzehn Jahre 
alt war' und sie in seiner Frische und Munterkeit an seinen 
Vater mahnte. In Meseritsch wurde sie wie eine regierende 
Herrin empfangen; die Beamten der Regierung, Bürger und 
Bauern huldigten ihr in gleicher Weisv. Wie ein Mann 
prüfte sie die Ve waltung, besuchte die Meierhöfe, die Wäl- 
der, das Gut Zahradist, welches einige Stunden entfernt 
war. Zn jungen Jahren war sie diese Wege geritten mit 
ihrem Manne das Gewehr in der Hand, jetzt fuhr fie durch
	        

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