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einen Vereinigungspunkt für die äußeren und inneren Ange-
legenheiten, aber die einzelnen Departements regierten nach
wie vor selbständig und ohne Zusammenhang, Zm Frühjahre
1802 forderte der Kaiser mehrere Minister in und außer
Dienst auf *), ihre Gutachten über eine Reform der Verwal-
tung abzugeben. Die Antworten wurden in einer Conferenz
am 2. August 1802 vorgelesen, aber mit Ausnahme der Gut-
achten der Grafen Trautmannsdorf und Chotek waren alle
farblos und unpraktisch. Einige meinten, man solle in allem
auf die Zeit Maria Theresia's zurükgehen. Der Staatsvice-
kanzler Ludwig Cobenzl war ein guter Herr, aber seinem
Amte nicht gewachsen. „Er ist fett und alt geworden“, schrieb
Eleonore ?), „immer höflich, vornehm, s<hmeichelnd, das kennen
unsere jungen Leute nicht mehr.“ Clemens Metternich fand
ihn 1803, wenn er ihn besuchte, immer im Bette. Man nahm
an, daß Thugut noc< immer die wichtigsten Depeschen zuge-
sendet erhalte und seinen Rath ertheile. Bonaparte fragte
in Paris den Grafen Grünne: „Zst Preßburg weit von
Wien, dort ist Thugut?“ Das größte Verdienst Cobenzls war
der Bertrag mit Rußland im November 1804, und daß er
denselben mit vieler Schlauheit und. Verschwiegenheit geheim
zu halten wußte. Man schrieb ihm auch die Anregung zur
Stiftung der österreichischen Kaiserwürde zu. Die bedeutendste
Kraft im Ministerium war der Erzherzog Karl, seit 1801
Feldmarschall und Präsident des Hofkriegsrathes. Nachdem
er 1802 von einer schweren Krankheit genesen war, führte
1) Cobenzl, Trautmannsdorf, Chotek, Kolowrat, Zichy, Egger
und Faßbender.
2) An Josephine, 29. October 1801.