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Fürst war nur um drei Zahre älter '), ein stiller, ruhiger,
etwas phlegmatischer Herr und scheint dem fröhlichen Mäd-
<en nicht sehr gefallen zu haben. Als er bei einem Hof-
feste hinter ihrem Stuhle saß und einschlief, ging der alte
Fürst Wenzel Liechtenstein vorüber, zeigte lächelnd auf den
schlafenden Cavalier und sagte: „I< habe einen Neffen bei
der Armee, der nicht hinter Ihnen einschlafen wird." Eleo-
nore| sollte bald Gelegenheit finden, diefen Neffen kennen zu
lerneit». Am 15. October Mittags ritt der k. k. General-
major Fürst Karl Liechtenstein mit zwölf 'blasenden Postil-
lonen und zwei Postmeistern nach alter Sitte als Kurier in
Wien e*>, um die Nachricht zu bringen, „daß die königlich
preußische Residenz Berlin von den kaiserlichen Truppen er-
obert worden sei*?).“ Eleonore und ihre Schwester sahen
den Einzug von dem Fenster des Hauses zum „grünen Faßel“
am Graben. Der stattliche Officier blickte auf, sah das
junge frische Gesicht und vergaß es nicht wieder. Noc< am
selben Abend ließ er sich auf einem Maskenball im großen
Redoutensaal vorstellen und führte seine Dame zu dem großen
Souper, welches die Kaiserin wie gewöhnlich den Herren
und Frauen des Hofes nach neun Uhr veranstaltete.
Inzwischen hatte sich Leopoldine mit dem jungen Grafen
Ernst Kauni, dem Sohne des Staatskanzlers, verlobt. Be-
reits am 4. Zänner 1761 wurde das „Versprechen“ bei
Hofe gefeiert und die Verlobten „als beiderseitige Anver-
wandte" zu den Majestäten und den „durchlauchtigsten Herr-
schaften“ zum Handkuß zugelassen. Am 12. Jänner Montags
1) Er war geb. am 3. Juli 1742.
2) Wiener Diarium 15. October 1760, Nr. 83.
Wolf, Eleonore Liecbtenstein.
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