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thum, wie die Franzosen versprochen hatten, wurden Stifte
und Klöster, Städte und Herrensize wie herrenloses Gut
geplündert und ausgesogen. Die Metternich waren in Ver-
zweifluna, denn ihre Güter jenseits des Rheines wurden
vom Feinde besezt. Ernst Kaunitz sah Rietberg und seine
LandeSshoheit für verloren an. Man hörte in Wien nur von
Plünderung und Todesfällen sprechen und Niemand zweifelte,
daß die Franzosen bis Wien kommen würden, bis im August
der Erzherzog Karl die Siege bei Wetlar, Amberg und
Würzburz erfocht und die Franzosen über den Rhein zurü-
jagte. Man war in Wien Anfangs dem Erzherzog nicht
günstig gestimmt und hatte den Rückzug des „kleinen Generals“,
wie man ihn nannte, offen getadelt, aber bald wurde sein
Name mit Stolz und Freude genannt und er selbst als der
Retter Deutschlands. gepriesen. Im Opernhause wurde eine
Cantate aufgeführt, „er Retter in Gefahr“, und als der
Erzherzog am Arme des Kaisers erschien, überreichte ihm
eine junge Fürstin Liechtenstein, als österreihis<er Genius
gekleidet, einen O'lzweig. Die Fürstin Eleonore war den
Sommer über in Verzweiflung über den Krieg; desto größer
war ihre Freudo, als sie auf einer Fahrt von Mariazell von
einem % osthause zum anderen die frohe Botschaft vernahm.
In Italien hatte man auf Siege gehofft und dem alten
General Beaulieu vertraut, aber man kannte den jungen
Kriegsmeister nich“, der ihm gegenüber stand und die Welt
bald mit seinem Ruhme erfüllte. Im raschen Zuge vollführte
Bonaparte damals alles, was die Regierung von ihm ver-
langt hat: er löste Piemont vom Bündnisse mit Oesterreich,
eroberte die Lombardei und dictirte den kleinen italienischen
Fürsten den Frieden. Die österreichische Regierung hatte dem