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Der ältere Sohn Fürst Karl stand mit seiner Mutter
viel bess“", seit er verheiratet war und seine Frau hatte ihre
Gunst und Neigung vollständig <ewonnen. „Sie ist die beste
und angenehmste Frau“, schrieb Eleonore. So lange Fürst
Karl Cabinetsdirector war, hatte er viel zu thun und die
Freundschaft des Kaisers legte ihm eine gewisse Zurükhal-
tung auf. Nach dem Tode Leopolds Il. hatte er sein Amt
aufgegeben und versah beim Kaiser Franz den Posten eines
Dienstkämmerers. Zn dieser Eigenschaft hatte er nur zwei-
mal in der Woche bei Hofe zu erscheinen und sein leichter
Sinn führte ihn bald wieder in das lustige Leben seiner
jungen Jahre hinein. Wie sein Bruder und Vetter ZJohan-
nes Liechtenstein spielte er viel bei Poniatowsky und Rasu-
mowe?*y und verlor große Summen. Er kam selten auf
seine Güter und nur im Fluge zu seiner Mutter. Am
meisten verdroß es sie, daß Fürst Karl mit Vorliebe die
Salons der Bankiers besuchte. Wie früher unter Kaiser
Joseph das Haus der Fries, so war seit den neunziger Jahren
das Haus des Bankiers Arnstein dor Mittelpunkt einer Ge-
sellschaft, welche an die geistreichen jüdischen Kreise in Berlin
erinnerte. Nathan Adam Arnstein, Bankier und schwedischer
Generalconsul, bekümmerte sich mehr um seine Geschäfte,
aber der Magnet des Hauses war seine Frau Fanni Arn-
stein, eine geborne Ztig aus Berlin, geboren 1758, also da-
mals schon über die Dreißig, aber von strahlender Schönheit
und hinreißender Anmuth, lebhaft, feurig, von vornehmen
Ton und Betragen. Sie hat eine gewisse Bedeutung für
die Geschichte Wiens, denn sie vertrat hier zuerst jene Be-
wegung im Zudenthume, welche in Berlin mit Mendelssohn
begonnen hatte und in der Rahel ihren Gipfelpunkt gewann.