Volltext: Fürstin Eleonore Liechtenstein

„Es ist wie ein Schwindel, der alle ergriffen hat, alle eilen 
nac< Rrag", schrieb Cleonore. Feste folgten auf Feste; eines 
derselben kostete den Ständen 80.000 fl. Graf Cernin gab 
in seinem großen Palais ein Concert, wo 160 Musiker mit- 
wirkten. „Es it, als ob sich die Herren ruiniren wollten“, 
schrieb ein Augenzeuge. In gewisser Hinsicht waren dies die 
lezten Tage der alten aristokratischen Monarbie, denn die 
nachfolgenden Jahre des Krieges und der Noth ließen weder 
Zeit noh Geld für solche Feste. Kaiser Leopold war hoch- 
erfreut von der Ergebenheit, sowie von der öffentlichen Ord- 
nung, die er in Böhmen gefunden ; aber seine Gesundheit 
war gestört und er erlag allmählich der Last der Arbeit und 
Verantwortung. In Wien bekam er ein Fieber, das rasch 
zunahm und am 1. März 1792 seinen Tod herbeiführte. 
Die kaiserliche Familie war in der größten Bestürzung , der 
Krieg vor der Thür, der Nachfolger jung, scheu und wenig 
erfahren, mehrere Kinder im zartesten Alter ; auch die Kaiserin 
fing bald zu kränkeln an und der Erzherzog Franz mußte 
von seiner Mutter fort, ohne Hoffnung, sie wieder zu sehen. 
Da Niemand es wagen wollte, ihr die Gefahr zu entdeen, 
übernahm es Graf Rosenberg, der alte Freund und Ver- 
traute, sie an das Sacrament und Testament zu mahnen. 
Sie unterzeichnete ihren lezten Willen mit fester Hand und 
starb am 17. Mai 1792. Eleonore war der Kaiserin, als 
sie nach Osterreich kam, abgeneigt, wurde aber von ihrer 
Güte und Freundlichkeit bezwungen und von allen Damen des 
Hofes war sie die einzige, welche in der Sterbestunde in der 
Kapelle, wo das Sacrament ausgestellt war, für sie betete '). 
1) Eleonore an Josephine, 8., 10., 13. Mai 1792. 
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